FRANKFURT (awp international) - Nach einem starken Jahresauftakt am deutschen Aktienmarkt sind die Anleger vorsichtiger geworden. Gleich zum Handelsstart am Montag rutschte der Dax unter 14 000 Punkten und kämpft aktuell nun um die 13 900-Punkte-Marke. Am Nachmittag gab er 1,04 Prozent auf 13 902,99 Punkte nach. In der ersten Börsenwoche war es dem deutschen Leitindex erstmals in seiner Geschichte gelungen, nicht nur die Hürde von 14 000 Punkten, sondern gleich auch die von 14 100 Punkten zu überwinden.

Der MDax für mittelgrosse Werte verlor zuletzt 0,38 Prozent auf 31 238,79 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es zugleich um 0,80 Prozent abwärts.

Sorgen bereiten den Investoren einerseits die Coronavirus-Mutationen, die verstärkt inzwischen auch ausserhalb Grossbritanniens und Südafrikas nachgewiesen werden. Zunehmend lauter werden daher auch die Stimmen für weitere Verschärfungen der Massnahmen im Kampf gegen das Virus. Auch striktere und umfassendere Lockdowns sind Thema. Andererseits startet die Berichtssaison in Kürze wieder, weshalb für viele Vorsicht die Devise ist. Die ersten bedeutenden Quartalszahlen werden am Freitag aus der US-Bankenbranche erwartet.

Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners sieht ausserdem noch eine weitere Gefahr: "Still und heimlich steigen die Zinsen von US-Staatsanleihen immer weiter an. Und das könnte für die aktuelle Börsenrally zur Bedrohung werden." Zum einen steigen damit die Finanzierungskosten der Unternehmen, zum anderen werden Anleihen im Vergleich zu Aktien wieder zu einer Alternative. Auslöser des Renditeanstiegs am US-Rentenmarkt ist die Aussicht auf eine noch lockerere Finanzpolitik unter dem designierten Präsident Joe Biden. Das treibt die Wachstums- und Inflationserwartungen an, weshalb die Kapitalmarktzinsen steigen.

Unter den Einzelwerten standen an diesem Montag mit vorgelegten Geschäftsberichten vor allem Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe im Blick: Der Fernwartungssoftware-Hersteller Teamviewer sowie der Online-Broker Flatexdegiro legten Zahlen vor. Umsatzzahlen kamen darüber hinaus von der Shop Apotheke . Neue Mittelfristziele gab ausserdem Pfeiffer Vacuum bekannt.

Die Papiere von Teamviewer verloren nach frühen Gewinnen zuletzt 1,4 Prozent und auch die von Flatex drehten zuletzt leicht in die Verlustzone. Die Aktien der Shop Apotheke indes hielten sich im positiven Terrain und gewannen am Nachmittag 2,2 Prozent. Die Pfeiffer-Papiere zogen sogar um etwas mehr als 10 Prozent an.

Teamviewer wuchs zwar auch im vierten Quartal kräftig und übertraf seine eigenen Ziele für das Gesamtjahr 2020 leicht, doch ist dies "kein Kurstreiber", wie ein Händler sagte. Die Online-Apotheke hatte am Morgen einen überraschend deutlichen Umsatzanstieg für 2020 gemeldet und für den erst seit Dezember in die Dax-Familie aufgenommene Online-Broker Flatex entwickelte sich 2020 zu einem Rekordjahr.

Beim Spezialisten für Vakuumpumpen Pfeiffer Vacuum gab der Vorstand bekannt, er rechne für die nächsten drei bis fünf Jahre mit einem Anstieg des Marktanteils. Die Gründe lägen im erwarteten Wachstum aus eigener Kraft, aber auch Übernahmen sollen dazu beitragen.

Für Aufmerksamkeit sorgen ansonsten Analystenkommentare. Die Papiere von BASF sowie die des Dialysespezialisten FMC und der Mutter Fresenius zählten mit Verlusten zwischen 1,5 und 2,1 Prozent mit zu den schwächsten Werten im Dax. JPMorgan senkte aus Bewertungsgründen den Daumen über der BASF-Aktie. "Selbst auf Basis seiner überdurchschnittlichen Gewinnschätzungen seien die Papiere des Chemieunternehmens im historischen Vergleich hoch bewertet", schrieb Analyst Chetan Udeshi. Jefferies stufte FMC auf "Underperform" ab und kappte zudem das Kursziel für das Papier von Fresenius.

Am Devisenmarkt gab der Euro deutlich nach und wurde zuletzt mit 1,2149 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag auf 1,2250 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite auf minus 0,56 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,02 Prozent auf 146,12 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,01 Prozent auf 177,29 Zähler./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---