FRANKFURT (awp international) - Die jüngste Talfahrt am deutschen Aktienmarkt hat sich am Donnerstag im frühen Handel fortgesetzt. Hohe Verluste an den Überseebörsen gaben den Takt vor. Der Dax gab zuletzt um 1,45 Prozent auf 13 423,21 Punkte nach und rutschte unter die 50-Tage-Linie für den mittelfristigen Trend. Der MDax der mittelgrossen Werte sank um 1,71 Prozent auf 30 805,50 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand 1,2 Prozent tiefer.

Immer mehr Anleger fragten sich, ob die hohen Bewertungen am Aktienmarkt wirklich zum weiter schwierigen wirtschaftlichen Umfeld passten, schrieb Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die Nervosität steige. Dies sei aber nicht überraschend, sondern gesund. Analyst David Iusow von IG Markets sprach von einer willkommenen Korrektur.

Die US-Notenbank (Fed) sowie die jüngsten Zahlen von Apple , Tesla und Facebook lieferten keine frischen Impulse mehr für Aktienkäufe. Die Fed hatte den Leitzins unverändert belassen. Neue Hilfen für die Wirtschaft zur Bekämpfung der Pandemie versprach Fed-Chef Jerome Powell nicht. Von diesem "Weiter so" zeigten sich Börsianer enttäuscht.

Weiter im Fokus stehen Aktivitäten von Leerverkäufern. Die Gamestop-Aktie hatte im US-Handel zwischenzeitlich mehr als 150 Prozent gewonnen, rutschte nachbörslich dann aber kräftig ab. Hier war zuvor der inzwischen ausgestiegene Hedgefonds Melvin Capital involviert, der laut Händlern auch hinter den Kurskapriolen bei Evotec und Varta stecken dürfte. Um eine grössere Schieflage zu vermeiden, habe Melvin wohl Leerverkaufspositionen schliessen oder verringern müssen. Am Vortag deutlich höher, sackten diese beiden Werte nun um jeweils etwa vier Prozent ab.

Nach vorläufigen Jahreszahlen von BMW notierten die Papiere des Autobauers 2,4 Prozent tiefer. Analysten lobten die Entwicklung des freien Barmittelzuflusses. Ein Händler sagte, nach dem starken Abschneiden von Volkswagen reiche dies aber nicht aus als Treiber. Der Vorsteuergewinn liege auch nur im Rahmen der Erwartungen. Ebenfalls nach Eckdaten für 2020 legten die Anteile des kürzlich aus dem SDax abgestiegenen Autozulieferers Leoni um mehr als dreieinhalb Prozent zu.

Die Papiere des Bausoftwareherstellers Nemetschek sackten nach einer Abstufung durch Goldman Sachs um fast acht Prozent. Die Anteile des Online-Modehändlers Global Fashion Group (GFG) erwischte es nach einer Abstufung durch Morgan Stanley mit minus fünf Prozent.

Der Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties startet Aktienrückkäufe. Dies gab Auftrieb, die Papiere gewannen 2,8 Prozent./ajx/jha/