FRANKFURT (awp international) - Nach deutlichen Vortagesgewinnen dürfte der Dax am Mittwoch mit moderaten Verlusten in den Handel starten. Der X-Dax signalisierte für den deutschen Leitindex eine Dreiviertelstunde vor dem Start einen Abschlag von 0,5 Prozent auf 12 458 Zähler. Tags zuvor war er zeitweise wieder über 12 600 Punkte geklettert. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird zur Wochenmitte ebenfalls mit leichten Abschlägen erwartet.

Aus den USA kommen laut dem Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners schlechte und gute Nachrichten: Einerseits laufe die Corona-Welle ungebremst weiter, andererseits scheine das nächste US-Hilfspaket für die Wirtschaft konkreter zu werden. Dabei motiviere den US-Präsidenten Donald Trump nicht zuletzt wohl seine mögliche Wiederwahl.

Den jüngsten Kursanstieg sieht Altmann angesichts gesunkener Handelsumsätze eher kritisch. "Die Anleger misstrauen den aktuellen Gewinnen, es gibt auf dem jetzt wieder erhöhten Kursniveau nur noch wenige Käufer, die neu in den Markt kommen", sagte der Experte. "Gleichzeitig sehen wir möglicherweise bereits jetzt den Beginn des Sommerloches."

Vor Bekanntgabe des Ifo-Geschäftsklimas für Juni dürfte unter den Einzelwerten aus dem Dax angesichts des Bilanzskandals unverändert der Zahlungsabwickler Wirecard im Fokus stehen. Nach einer scharfen dreitägigen Talfahrt mit 85 Prozent Kursverlust, setzte am Dienstag eine Erholung ein. Nach plus 19 Prozent geht es für die Aktien auf Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss am Mittwoch weiter nach oben. Am Vortag war bekannt geworden, dass der ehemalige Vorstandschef Markus Braun wegen Verdachts auf Marktmanipulation und Bilanzfälschung festgenommen und am Dienstag gegen Kaution freigelassen worden war. Zudem wurde am Abend bekannt, dass Braun einen grossen Teil seiner Wirecard-Aktien zuletzt abstossen musste.

Aufmerksamkeit dürfte auch der Autobauer Volkswagen auf sich ziehen. Insidern zufolge hat er ein Auge auf den mit der Wirtschaftsflaute ringenden Autovermieter Europcar geworfen. Eine Offerte werde erwogen, doch seien die Überlegungen noch in einem sehr frühen Stadium, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Auf Tradegate gaben die Aktien nach.

Unter den Nebenwerten dürfte es ebenfalls Bewegung geben: Für Qiagen zahlt sich die vor fünf Jahren eingegangene Beteiligung am US-Biotechunternehmen ArcherDX aus. Angesichts der Bedingungen, zu denen das Unternehmen Invitae nun ArcherDX kaufen wolle, könnte der Veräusserungsgewinn vor Steuern laut Qiagen circa 120 Millionen US-Dollar (107 Mio Euro) betragen. Qiagen legten auf Tradegate leicht zu.

Eine millionenschwere Kapitalerhöhung startete der Immobilienkonzern LEG , um unter anderem die Übernahme von Wohneinheiten zu refinanzieren. Die Kapitalerhöhung entspricht dabei etwa 3,4 Prozent des Grundkapitals. Zusätzlich werden Wandelschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis 2028 über etwa 550 Millionen Euro begeben. Vorbörslich bewegten sich die Papiere nicht sonderlich.

Der Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor ist angesichts einer hohen Nachfrage nach Computern in der Corona-Krise optimistischer für die Geschäftsentwicklung geworden. Er hob seine Umsatzschätzung für das zweite Quartal an und geht auch für das dritte Quartal von einer schwungvollen Entwicklung aus. Der durch die Corona-Krise bedingte Trend zum Homeoffice sowie zum Lernen daheim hätten zu einer überraschend starken Nachfrage nach Notebooks, Tablets und ähnlichen Geräten geführt, erklärte Dialog. Das in Grossbritannien ansässige Unternehmen ist wegen des Brexit nicht mehr in der Dax-Familie enthalten, zieht aber hierzulande unverändert Investoreninteresse auf sich. Auf Tradegate ging es für die Aktie um fast 5 Prozent hoch.

Wegen Umstufungen stehen zudem die Anteilscheine von Infineon , der Deutschen Börse und von Wacker Chemie im Blick. JPMorgan hob die Aktie des Chipherstellers Infineon auf "Overweight". Die HSBC senkte das Papier des Börsenbetreibers zugleich auf "Hold" und die Citigroup rät nun zum Verkauf der Aktie des Spezialchemieunternehmen Wacker./ck/jha/