Lausanne (awp) - Bei der Suche nach den Nachfolgern für den abtretenden Vontobel-CEO Zeno Staub und COO Felix Lenhard gibt sich die Zürcher Privatbank Zeit. Weiterhin seien alle Optionen offen, auch wenn die Bank traditionellerweise interne Kandidaten bevorzuge, sagte Verwaltungsratspräsident Andreas Utermann.

Der Prozess solle vor allem internen Kandidaten die Gelegenheit geben, sich zu bewerben, erklärte Utermann am Dienstag anlässlich einer Medienkonferenz in Lausanne zu AWP. In den letzten Jahren hätten die Krisen im Bankensektor verschiedentlich zu einem schnellen Austausch von Führungspersonen geführt, erinnerte er: "Wir bei Vontobel befinden uns nicht in einem solchen Szenario".

Starke Verbindung zur Schweiz

Der nächste CEO soll die Internationalisierungsstrategie der Bankengruppe unterstützen, er müsse aber auch eine "starke Verbindung zur Schweiz haben", zählte der Verwaltungsratspräsident auf. Er sollte gleichzeitig über Kompetenzen im Investment-Bereich verfügen, wo ein Schwerpunkt der Strategie 2030 liegt. Für die Position des Chief Operating Officer lege Vontobel nicht zuletzt Wert auf Kompetenzen in Bereichen Informationstechnologie, Digitalisierung und künstliche Intelligenz.

Vontobel-CEO Staub hatte Ende Mai nach 12 Jahren an der Spitze der Gruppe seinen Rücktritt auf den April 2024 bekanntgegeben. Er werde bei den Nationalratswahlen im Herbst 2023 als Spitzenkandidat der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft (AWG) des Kantons Zürich für die Partei "Die Mitte" kandidieren, hiess es zur Begründung. Lenhard hatte seinen Rücktritt als Chief Operating Officer per Ende 2023 angekündigt.

Ausbau im Privatmarkt-Bereich

Zu den aktuellen Prioritäten der Bank gehört der Ausbau des Angebots von Anlagen im Privatmarkt-Bereich. Die Einzelheiten der Strategie sollen bis Ende des Jahres bekannt gegeben werden, wie Utermann vor den Medien in der Westschweiz sagte. Es werde dabei aber zwei Schwerpunkte geben, einen auf die Privatkunden und einen weiteren auf die institutionellen Kunden.

Während den Privatkunden externe Fonds angeboten werden sollen, werde es für institutionelle Kunden hauseigene Produkte in diesem Bereich geben. "Wir evaluieren auch Möglichkeiten für Akquisitionen", machte Utermann klar.

Begrenzter Kundenzustrom

Wegen der Turbulenzen um die Credit Suisse und die Übernahme durch die UBS seien Vontobel zwar neue Gelder zugeflossen, allerdings nur in einem beschränkten Ausmass, so der Vontobel-Präsident. "Ich bin mir nicht sicher, ob die positiven Auswirkungen, von denen wir profitiert haben, den Schaden für den Finanzplatz Schweiz aufwiegen", so Utermann. Schlussendlich werde das die Zukunft zeigen.

Die Credit Suisse habe ihren vermögenden Kunden zudem ein extrem breites Leistungsspektrum angeboten bis hin zum Leasing von Jachten oder Helikoptern. Das könne nicht einmal die UBS, geschweige denn Vontobel anbieten, betonte Utermann. Es sei daher schwer vorherzusagen, was die betreffenden Kunden tun würden.

Im Personalbereich habe Vontobel zwar eine Reihe von Bewerbungen von CS-Mitarbeitern erhalten, in den vergangenen Wochen kam es aber zu keinen nennenswerten Veränderungen. "Wir rekrutieren bei der Credit Suisse nicht aggressiv, zudem scheint sich auch die UBS darum zu bemühen, Talente zu halten", sagte der Vontobel-Präsident.

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