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DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Energiekonzern Uniper kommt weiter gut durch die Corona-Krise. Das dritte Jahresviertel sei zwar wie erwartet schwächer ausgefallen, sagte Vorstandschef Andreas Schierenbeck am Dienstag zur Vorlage der Quartalszahlen. Nach guten Zahlen aus den ersten sechs Monaten liege der Konzern aber auf Kurs. Damit hat Uniper auch die Erwartungen der Analysten erfüllt.

Positiv haben sich im bisherigen Jahresverlauf vor allem Optimierungen aus dem Gasgeschäft im ersten Quartal ausgewirkt. Im europäischen Stromgeschäft wurden gesunkene Produktionsvolumina durch gestiegene Strompreise mehr als ausgeglichen. Negativ dagegen wirkten sich Rückstellungen für CO2-Zertifikate aus. Insgesamt verdoppelte der Kraftwerksbetreiber das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr auf 405 Millionen Euro nahezu. Der bereinigte Konzernüberschuss stieg von 82 auf 308 Millionen Euro, was an geringeren Zinsaufwendungen und angefallenen Steuern lag.

Das dritte Quartal alleine betrachtet hatte der Konzern ein negatives operatives Ergebnis verbucht. Das kommt für Uniper aber nicht überraschend, wie Finanzvorstand Sascha Bibert in einer Telefonkonferenz sagte. Der Rückgang liege im Wesentlichen am Gasgeschäft: Optimierungseffekte, die eigentlich im zweiten Halbjahr erwartet worden waren, waren bereits im ersten Halbjahr angefallen. Zudem sei das dritte Quartal saisonal grundsätzlich schwächer und auch ein Verlust nicht ungewöhnlich.

Weil sich das Jahr insgesamt nach Plan entwickelt, bestätigte der Konzern auch seine Prognose für das laufende Jahr: Damit erwartet das Management unverändert ein bereinigtes Ebit zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro sowie einen bereinigten Konzernüberschuss zwischen 600 Millionen und 800 Millionen Euro.

Die Uniper-Aktie musste nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen deutliche Abstriche hinnehmen: Am Nachmittag stand das Papier fast 4 Prozent im Minus. Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs sprach von einem schwachen Quartal, zeigte sich aber ebenfalls wenig überrascht. Aus seiner Sicht werden Uniper-Aktien derzeit deutlich über ihrem fundamentalen Wert gehandelt.

Zufrieden zeigte sich Uniper-Chef Schierenbeck mit der Entwicklung beim umstrittenen Steinkohlekraftwerk Datteln IV. Das Kraftwerk war Ende Mai gegen die heftige Proteste von Klimaschützern ans Netz gegangen. Uniper habe inzwischen eine gute Menge Strom aus Datteln verkauft, sagte der Konzernlenker. Das Kraftwerk sei weitaus besser verfügbar als in der Startphase erwartet.

Uniper will bis 2035 bei der Stromproduktion klimaneutral sein. In den ersten neun Monaten dieses Jahres ist der Ausstoß an Kohlendioxid bei Uniper in Deutschland aber gestiegen - von 7,9 auf 8,2 Millionen Tonnen. Das habe zum Teil mit Datteln 4 zu tun, sagte Schierenbeck. Konzernweit sanken die CO2-Emissionen im gleichen Zeitraum von 34,4 auf 30,1 Millionen Tonnen. Das ist in erster Linie eine Folge der geringeren Stromerzeugung in Russland und Großbritannien.

Schierenbeck bekräftigte die Ankündigung des Konzerns, seine deutschen Steinkohlekraftwerke mit Ausnahme von Datteln 4 bis Ende 2025 abzuschalten. Er ließ offen, ob sich der Konzern an der ersten Runde der Ausschreibung von Entschädigungen für die Stilllegung von Steinkohlekraftwerken beteiligt hat oder das künftig tun will. Die Versteigerungen hätten aber keinen Einfluss auf die Stilllegungspläne, betonte er./knd/hff/tav/he