--Kretinsky-Holding EPCG erwirbt zunächst 20 Prozent

--Verhandlungen über weitere 30 Prozent laufen

--Keine Angaben zum Kaufpreis

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Von Olaf Ridder

FRANFKURT (Dow Jones)--Thyssenkrupp gewinnt für sein konjunkturanfälliges Stahlgeschäft den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky als neuen strategischen Partner. Dessen Holding EPCG wird sich mit zunächst 20 Prozent an Thyssenkrupp Steel beteiligen, wie der Ruhrkonzern in Essen mitteilte. In einem zweiten Schritt soll die EPCG weitere 30 Prozent übernehmen. Darauf haben sich beide Seiten nach monatelangen Verhandlungen jetzt geeinigt. "Ziel ist die Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint-Ventures", erklärte Thyssenkrupp. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. "Über die Konditionen der Transaktion haben die Parteien Stillschweigen vereinbart", heißt es in der Mitteilung.

Wenn das Vorhaben gelänge, bekäme Thyssenkrupp eine Lösung bei seinen bisher nicht erfolgreichen Versuchen, aus dem Stahlgeschäft auszusteigen, das das Ergebnis zuletzt deutlich belastet hat. Im abgelaufenen Jahr verbuchte der Konzern angesichts der verschlechterten Bedingungen im europäischen Stahlgeschäft milliardenschwere Abschreibungen. Erst kürzlich wurde angekündigt, wegen der hohen Energiekosten und der Konkurrenz in Asien müssten Arbeitsplätze abgebaut und die Produktionskapazitäten reduziert werden. Die Thyssenkrupp-Aktie wird zu Handelsbeginn mit einem Aufschlag von 10 Prozent gehandelt.

2021 war der letzte Versuch von Thyssenkrupp gescheitert, das Stahlgeschäft zu verkaufen. Seinerzeit konnte man sich mit der britischen Liberty Steel Group nicht einigen. Ein frühere Einigung mit der indischen Tata Steel war von den Wettbewerbsbehörden der Europäischen Union blockiert worden.

EPCG wird im Rahmen des geplanten Joint Ventures die Aufgabe zufallen, im Rahmen der geplanten Dekarbonisierung der Stahlerzeugung von Thyssenkrupp eine ausreichende Energieversorgung mit Wasserstoff und Grünstrom zu gewährleisten.

EPCG gehört laut Mitteilung mit rund 22 Terawatt (TW) Erzeugungskapazität zu den führenden Energieerzeugern in Europa, die jedoch vornehmlich mit konventioneller Kraftwerkstechnik erzeugt werden. Geplant sei, die Erzeugung mittels Wind, Sonnenenergie und Biomasse bis 2030 auf mehr als 8 Gigawatt auszubauen. Zusätzliche Mengen Grünstrom, Wasserstoff und zunächst auch Erdgas könnte EPCG für die Stahlproduktion in Duisburg auch über seinen Energiehandel zur Verfügung stellen.

Thyssenkrupp Steel soll in einem mehrjährigen Prozess unternehmerisch vollständig eigenständig werden. Basis dafür sei der aktuell entstehende Business Plan inklusive Investitionsplanung sowie eine Kapitalausstattung, die neben dem Bau einer wasserstofffähigen Direktreduktionsanlage auch weitere Schritte zur klimagerechten Transformation berücksichtigt.

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April 26, 2024 03:16 ET (07:16 GMT)