Shanghai/Singapur (Reuters) - Daten chinesischer Tesla-Fahrer sollen Insidern zufolge künftig vor Ort zum Training einer Künstlichen Intelligenz (KI) für selbstfahrende Autos genutzt werden.

Dazu plane der US-Anbieter von Elektroautos ein eigenes Rechenzentrum in der Volksrepublik, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen am Freitag. Bislang habe das Unternehmen versucht, eine Genehmigung für den Transfer der Daten ins Ausland zu erhalten, um dort die Software für sein "Full Self Driving" (FSD) zu verfeinern. Es blieb aber unklar, ob Tesla die Datenverarbeitung vor Ort als Alternative für den Fall eines Transfer-Verbots vorantreibe oder ob die Firma zweigleisig fahren wolle. Tesla war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.

Getrieben werden Teslas neue China-Pläne von den wachsenden Spannungen zwischen den USA und China. Um den technologischen und militärischen Aufstieg der Volksrepublik zu bremsen, hat die Regierung in Washington Exporte von Hochtechnologie stark eingeschränkt. Dadurch kann Tesla die neueste Version seines FSD-Systems in China nicht anbieten und gerät im Vergleich zu lokalen Konkurrenten wie BYD ins Hintertreffen.

Für den Aufbau eines KI-Rechenzentrums in der Volksrepublik müsse Tesla wohl auf chinesische Chip-Lieferanten ausweichen, betonte einer der Insider. Der Autobauer habe auch mit dem Weltmarktführer Nvidia verhandelt. Dieser darf wegen des US-Embargos allerdings keine hochmodernen KI-Prozessoren nach China liefern. Nvidia wollte sich zu möglichen Gesprächen mit Tesla nicht äußern.

China ist der weltgrößte Absatzmarkt für Automobile und hat die größte Flotte von Fahrzeugen, die mit allerlei Sensoren gespickt sind. Diese sammeln unzählige Informationen über den oft dichten Verkehr in den zahlreichen Millionenmetropolen des Landes, was den Datenschatz für Autobauer besonders wertvoll macht. Insidern zufolge bemüht sich Tesla seit 2021 um eine Ausfuhrgenehmigung für die Daten seiner chinesischen Kunden. "Es wäre definitiv ein Meilenstein für Tesla, FSD in China einzuführen und die chinesischen Daten für das Algorithmus-Training zu nutzen", sagte Yale Zhang, Geschäftsführer der Beratungsfirma Automotive Insight.

(Bericht von Fanny Potkin; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)