Zürich (awp) - Die Aktien des Bankensoftware-Spezialisten Temenos stehen am Freitag im frühen Geschäft unter starkem Abgabedruck. Die am Vorabend vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal haben sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Gewinnebene die Erwartungen der Analysten klar verfehlt. Temenos befindet sich weiterhin im Griff der Corona-Krise, denn deswegen sind viele IT-Projekte bei den Banken verschoben worden.

Bis um 09.40 Uhr fallen Temenos um 3,5 Prozent auf 112 Franken zurück. Der Gesamtmarkt (SPI) steht dagegen 0,65 Prozent höher.

Die schwachen Resultate suggerierten, dass die relative operative Unterperformance im ersten Semester im Vergleich mit anderen Software-Unternehmen auch im dritten Quartal angehalten habe, heisst es etwa in einem Kommentar von Baader Helvea.

Für Gesprächsstoff sorgen in Expertenkreisen insbesondere die erneut stark rückläufigen Lizenzeinnahmen, nachdem diese schon im vorangegangenen zweiten Quartal zur Schwäche geneigt hatten. Das Unternehmen selber erklärt sich diese Entwicklung mit dem Wandel vom klassischen Lizenzen-Geschäft hin zum Software-Abonnements-Geschäft. Kritisiert wird aber auch die Reduktion der Prognose für den operativen Gewinn im Gesamtjahr.

Offenbar begünstige die Covid-Pandemie die Nachfrage nach Cloud-basierten Service-Lösungen für Software, was wiederum die Margen des rentableren Lizenz-Geschäfts kannibalisiere, meint dazu etwa die Bank Mirabaud. Und gemäss einer Einschätzung der Credit Suisse scheint dieser Trend im Software-Geschäft an Breite zu gewinnen.

Auch die Zürcher Kantonalbank greift in einem Kommentar diesen Punkt auf. Temenos habe die verzögerten Deals des ersten Halbjahrs noch nicht alle abschliessen können. Zudem hätten diverse Banken ihre Lizenzverträge nicht erneuert, sondern seien auf einen Service-Vertrag umgeschwenkt. Trotz bedeutender Kostensenkungen sei dadurch nebst dem Lizenzumsatz die Profitabilität im Quartal stark beeinträchtigt worden.

Etwas zuversichtlicher äussert sich die Bank Vontobel. Covid habe zwar das Wachstumstempo von Temenos deutlich gebremst, die zu Grunde liegenden Trends seien aber sowohl im Vergleich mit dem Vorjahr als auch sequentiell weiterhin ermutigend, heisst es dort. Dies lasse auf eine weitere Verbesserung der Lage im vierten Quartal schliessen. Dass Vontobel dem Titel mehr zutraut als andere, zeigt sich auch an der unveränderten Kaufempfehlung.

Die Mehrheit der Analysten hat dagegen als Reaktion auf die schwachen Zahlen das Kursziel für die Temenos-Aktien reduziert, darunter etwa CS und UBS, oder auch ausländische Institute wie Morgan Stanley, JPMorgan oder Jefferies. Barclays und die ZKB stufen den Titel mit "Untergewichten" ein, bei der UBS und bei Baader Helvea lautet das Rating "Sell".

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