München (Reuters) - Der Autovermieter Sixt dünnt seine Elektroauto-Flotte angesichts geringer Nachfrage und sinkender Wiederverkaufspreise deutlich aus.

Durch die beiden Effekte seien Sixt im vergangenen Jahr beträchtliche Umsätze und zumindest ein hoher zweistelliger Millionengewinn vor Steuern entgangen, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Nachdem die Restwerte für E-Autos in Deutschland im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent gesunken seien, habe Sixt Fahrzeuge vorzeitig verkauft und dabei auch Verluste in Kauf genommen, und die Abschreibungen erhöht. Ende Februar sei die E-Auto-Flotte nur noch halb so hoch gewesen wie im Frühjahr 2023.

Selbst eine Marketingkampagne für E-Autos und Investitionen in die Ladesäulen-Infrastruktur hätten nicht gefruchtet, zeigte sich Sixt ernüchtert. Auch künftig würden elektrische Fahrzeuge Teil der Sixt-Flotte sein, man werde jedoch sehr flexibel damit umgehen. Entscheidend sei, "was Kunden in welchem Ausmaß nachfragen." Im November hatte Sixt den Anteil von Elektroautos an seine Flotte auf rund sechs Prozent beziffert. Insgesamt war der Fahrzeugbestand im vergangenen Jahr im Jahresschnitt trotzdem um gut 20.000 auf 169.100 gestiegen.

Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 3,62 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern brach aber um 16 Prozent auf 464,3 Millionen Euro ein und lag damit am unteren Ende der eigenen Erwartungen, die bis 500 Millionen reichten. Die mangelnde Nachfrage nach E-Autos und die 40 Millionen Euro Verlust mit dem Verkauf nicht mehr gebrauchter Elektrofahrzeuge hätten verhindert, dass Sixt 2023 ein Rekordergebnis von mehr als 550 Millionen Euro vor Steuern erwirtschaftet hätte. "Unser Ergebnis ist umso bemerkenswerter in Anbetracht der sich im Jahresverlauf deutlich verschlechternden Marktbedingungen beim Thema E-Mobilität, einem steigenden Zinsniveau sowie fortgesetzter hoher Investitionen", sagte Co-Vorstandschef Alexander Sixt.

Die Aktionäre - allen voran die Familie Sixt - müssen sich aber mit einer niedrigeren Dividende zufriedengeben. Auf die Stammaktien will Sixt 3,90 Euro je Aktie zahlen, auf die Vorzüge 3,92 Euro. Das sind jeweils 21 Cent weniger als für 2022. Damals hatte Sixt zusätzlich eine Sonderdividende von zwei Euro je Aktie ausgeschüttet. An der Börse kamen die Maßnahmen trotz der Dividendenkürzung gut an: Die Stammaktien legten um 3,5 Prozent auf 89,70 Euro zu, die Vorzüge um drei Prozent auf 64,20.

Im neuen Jahr dürften die Ergebnisse trotz eines erwarteten deutlichen Umsatzwachstums nicht viel besser ausfallen. Der Vorstand stellte einen Gewinn vor Steuern zwischen 400 und 520 Millionen Euro in Aussicht, also maximal etwa 15 Prozent mehr oder weniger als 2023. Im ersten Quartal dürfte Sixt wegen der gesunkenen Restwerte sogar in die roten Zahlen gerutscht sein: Der Verlust vor Steuern dürfte zwischen 15 und 28 Millionen Euro liegen. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen in dem gewöhnlich schwachen Quartal 33,3 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)