Frankfurt/London (Reuters) - Große Windkraftanlagenbetreiber in Europa haben überwiegend gelassen auf die Warnung vor möglichen Mängeln des spanischen Herstellers Siemens Gamesa reagiert.

Der dänische Windparkbetreiber Orsted erklärte am Mittwoch, einen Onshore-Windpark mit Turbinen von Siemens Gamesa zu betreiben. Der Konzern äußere sich nicht über spezielle Lieferanten. Insgesamt sei die Laufleistung des Portfolios gut. Der französische Energieriese EDF betonte, er könne jedes Problem lösen, wenn es eins gebe. Bereits am Dienstag hatte der Essener Energiekonzern RWE Siemens Gamesa Rückendeckung gegeben. "Siemens Gamesa ist einer unserer langjährigen Partner im Bereich Onshore- und Offshore-Windkraft und wir sehen keine ungewöhnlichen technischen Probleme in unserer bestehenden Flotte", erklärte RWE. Der Versorger sei zudem zuversichtlich, dass seine bestellten Turbinen rechtzeitig für die geplanten Projekte geliefert würden.

Siemens Gamesa - eine Tochter des Energietechnikkonzerns Siemens Energy - kämpft seit Jahren mit Mängeln in der Produktion. Nachdem diese noch größer als erwartet werden könnten, hatten Gamesa und der Mutterkonzern Ende vergangener Woche ihre Prognosen für 2023 gestrichen. Bei Onshore-Windturbinen könne es Fehler bei den Komponenten geben und Fehler im Design der Anlagen. Insgesamt könnten weltweit 15 bis 30 Prozent der bereits installierten Windturbinen betroffen sein. Die Experten von der UBS halten dies für womöglich zu kurz gegriffen. Die nötigen Rückstellungen könnten kurzfristig bis zu fünf Milliarden Euro hoch sein.

Der spanische Energiekonzern Iberdrola will einem Insider zufolge wegen der technischen Probleme bei Siemens Gamesa die dort bestellten Windturbinen genau unter die Lupe nehmen. Iberdrola habe elf Onshore-Turbinen des Models 5X noch nicht eingebaut, sagte am Mittwoch eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Siemens Gamesa habe angekündigt, mit einer nachgerüsteten Version fortzufahren. Iberdrola habe bislang keine Probleme bei den bereits laufenden Windturbinen von Siemens Gamesa festgestellt.

Siemens Gamesa will zusammen mit der polnischen PGE Group und Orsted 107 Windturbinen für den geplanten Ostsee-Windpark Baltica 2 liefern. PGE erklärte, kein Risiko für Verzögerungen bei den Lieferungen von Siemens Gamesa zu sehen. Der Windpark soll 2027 in Betrieb gehen.

(Bericht von Christoph Steitz, Andres Gonzalez, bearbeitet von Tom Käckenhoff, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)