--Bund bürgt für 7,5 Milliarden Euro

--Großaktionär Siemens stellt 1 Milliarde Euro First-Loss-Tranche zur Verfügung

--Siemens kauft Siemens Energy für 2,1 Milliarden Euro 18% an Siemens India ab

(NEU: Aussagen von Siemens)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Energy bekommt vom Bund eine Milliardenbürgschaft zur Absicherung künftiger Großaufträge. Banken stellen Garantien für insgesamt 12 Milliarden Euro, dabei steht der Bund mit bis zu 7,5 Milliarden Euro dafür gerade, wie das Bundeswirtschaftsministerium bereits am Dienstag mitteilte.

Wie vom Bund gefordert ist auch der ehemalige Mutterkonzern Siemens, der noch 25,1 Prozent der Anteile am kriselnden Energietechnikunternehmen hält, mit im Boot. Siemens gewährt eine Erstverlusttranche im Volumen von bis zu 1 Milliarde Euro: Auf sie können die Banken im Schadensfall vorrangig zurückgreifen.

Siemens hat sich dafür allerdings im Gegenzug bei Siemens Energy abgesichert - mit einem Pfandrecht über ein 5-prozentiges Aktienpaket an der indischen Siemens Ltd, wie Siemens am Mittwochmorgen mitteilte. Im Garantiefall würde Siemens das Aktienpaket für 750 Millionen Euro übernehmen. Überdies wurde die Stundung von Zahlungen im Volumen von 250 Millionen Euro vereinbart, die ebenfalls als Sicherheit eingebracht werden. Mit dieser Konstruktion vermeidet es Siemens, der Ex-Konzerntochter weitere direkte Garantien zu gewähren. Die bei der Abspaltung 2020 gewährten Garantien von Siemens für Siemens Energy sind inzwischen weitgehend abgebaut.


   Entflechtung der Aktivitäten in Indien 

Siemens stellt Siemens Energy überdies weitere 2,1 Milliarden Euro zur Stärkung der Bilanz zur Verfügung. Dafür überträgt Siemens Energy dem Großaktionär 18 Prozent an Siemens Ltd. Der Anteil von Siemens an der gemeinsamen indischen Vertriebsorganisation steigt dadurch auf 69 Prozent, der von Siemens Energy sinkt auf 6 Prozent. Der Teilverkauf sei "ein erster Schritt im Rahmen der geplanten, nun beschleunigten Entflechtung von Siemens Energy und der Siemens AG in Indien", hieß es. Geplant ist konkret, dass Siemens India sein Energiegeschäft abspaltet und Siemens Energy daran eine Mehrheitsbeteiligung erwirbt, heißt es in einer Mitteilung von Siemens. Bis 2025 soll dies über die Bühne gehen.

Üblicherweise werden Garantien bei Großprojekten von den Auftraggebern selten gezogen. Wegen der fortgesetzt hohen Verluste bei der Windkraft-Tochter Siemens Energy zögerten Banken jedoch zuletzt, Siemens Energy weiterhin Garantien in dieser Größenordnung zu geben. "Denn bei den Garantiestellern könnten Klumpenrisiken auf einem technologisch herausfordernden Markt entstehen", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Siemens Energy saß Ende September auf einem Auftragspolster von 112 Milliarden Euro.

Die Inanspruchnahme der Bundesgarantien hat Folgen für die Aktionäre: Solange sie laufen, dürfen weder Dividenden noch Boni an den Vorstand ausgezahlt werden. Siemens Energy hat im vergangenen Jahr wegen der Probleme im Windkraftgeschäft einen Nettoverlust von 4,6 Milliarden Euro eingefahren. Noch zwei weitere Jahre wird Siemens Gamesa nach jetzigem Stand rote Zahlen schreiben.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/sha

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November 15, 2023 01:40 ET (06:40 GMT)