Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens Energy dürfte es auch im zweiten Quartal gelungen sein, die Verluste im krisengeschüttelten Windkraftgeschäft mit Gewinnen aus anderen Geschäftsfeldern auszugleichen. Analysten rechnen im Schnitt mit einem ausgeglichenen Ergebnis, einzelne Beobachter bringen schon eine Anhebung der Prognose ins Spiel. Der Energietechnikkonzern wird am frühen Mittwochmorgen seine Zahlen veröffentlichen. Im Fokus wird dann auch der Fortschritt bei der laufenden Sanierung von Siemens Gamesa stehen.


Darauf werden Anleger achten:


ZAHLEN: Der Zwischenbericht wird wesentlich vom erwartbaren Verlust im Windkraftgeschäft bestimmt. Auf gut eine halbe Milliarde schätzt ihn der Markt. Die Gewinne aller übrigen Geschäftsbereiche dürften aber ausreichen, dass im Konzern operativ ein kleiner Gewinn von 3 Millionen Euro verbucht wird. Das sind so wenig, dass sowohl rote als auch schwarze Zahlen im Bereich des Erwartbaren liegen. Wichtig ist für Anleger überdies der Auftragseingang. Derzeit werden einige Windturbinen-Modelle für den Landbetrieb nicht angeboten, und bei Offshore ist Siemens Gamesa nicht lieferfähig, weshalb das Neugeschäft hier deutlich eingebrochen sein dürfte. Im Konzern insgesamt sollten die Zeichen mit einer Book-to-bill-Rate von deutlich über 1 aber noch auf Wachstum stehen.


PROGNOSE: Siemens Energy geht für sein bis Ende September laufendes Geschäftsjahr 2023/24 bislang von einem vergleichbaren Wachstum der Umsatzerlöse (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) in einer Bandbreite von 3 bis 7 Prozent und einer Ergebnis-Marge vor Sondereffekten zwischen minus 2 und plus 1 Prozent aus. Analysten preisen jedoch aktuell keinen operativen Verlust ein. Der Konsens sieht die Marge bis plus 0,1 Prozent. JPMorgan hat noch einen Schnaps mehr in seiner Modellrechnung stehen. Sollte es keine neuen Belastungen bei Gamesa geben, so rechnen die Analysten der US-Bank damit, dass Siemens-Energy-CEO Christian Bruch den Margenzielkorridor am unteren Ende verkürzt - auf ein einen Negativwert von maximal minus 1 Prozent.


WINDKRAFT: Nach dem jüngsten Vorfall in Norwegen, wo im April eine Windturbine in einem recht neuen Windpark ein tonnenschweres Rotorblatt verlor, stellt sich die Frage nach der Ursache, aber auch danach, ob hier ein neues, bisher nicht gekanntes Problem aufgetreten ist. Wenn ja, dann werden zusätzliche Kosten anfallen und Konzern sowie Investoren auf eine neue Probe stellen. Zuletzt hatte Konzern-CEO Christian Bruch beteuert, die im vergangenen Jahr genannten Aufräumkosten von 1,6 Milliarden Euro bei Gamesa seien weiter belastbar. Ohnehin steht die Frage nach den Fortschritten bei der Beseitigung der Qualitätsmängel bei Onshore-Turbinen im Raum. Positiv wäre sicherlich, wenn ein Termin für die Wiederaufnahme des Verkaufs der Plattformen 4.X und 5.X genannt würde, deren Vermarktung wegen der Qualitätsmängel ausgesetzt war.


Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und für das Geschäftsjahr 2023/24:


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.                                  PROG  PROG  PROG 
2. QUARTAL                      2Q23/24  ggVj  Zahl 2Q22/23 
Auftragseingang Konzern           9.016  -26%    12  12.256 
- Gas Services                    3.321  -26%    12   4.470 
- Grid Technologies               3.318  +14%    12   2.913 
- Transformation of Industry      1.556  +12%    12   1.394 
- Siemens Gamesa                    960  -74%    12   3.643 
Umsatz Konzern                    8.276   +3%    12   8.028 
- Gas Services                    2.726   -4%    12   2.844 
- Grid Technologies               2.155  +24%    12   1.743 
- Transformation of Industry      1.243   +8%    12   1.156 
- Siemens Gamesa                  2.274   -7%    12   2.438 
Ergebnis bereinigt Konzern          3,0  -93%    12      41 
- Gas Services                      308   +5%    12     294 
- Grid Technologies                 203  +78%    12     114 
- Transformation of Industry         83  +14%    12      73 
- Siemens Gamesa                   -524    --    12    -374 
Ergebnis-Marge bereinigt            0,0    --    12     0,5 
Ergebnis nach Steuern*              -49    --    11    -189 
Ergebnis je Aktie*                -0,04    --     6   -0,25 
 
.                                  PROG  PROG  PROG 
GESCHÄFTSJAHR                   Gj23/24  ggVj  Zahl Gj22/23 
Auftragseingang Konzern          41.005  -19%    12  50.446 
- Gas Services                   12.654   -2%    12  12.907 
- Grid Technologies              16.825   +7%    12  15.798 
- Transformation of Industry      5.939   +7%    12   5.571 
- Siemens Gamesa                  6.225  -63%    12  16.836 
Umsatz Konzern                   32.908   +6%    12  31.119 
- Gas Services                   10.844   -1%    12  10.915 
- Grid Technologies               8.665  +21%    12   7.181 
- Transformation of Industry      4.866  +10%    12   4.439 
- Siemens Gamesa                  9.192   +1%    12   9.092 
Ergebnis bereinigt Konzern           25    --    12  -2.776 
- Gas Services                    1.069   +3%    12   1.035 
- Grid Technologies                 791  +45%    12     545 
- Transformation of Industry        318  +39%    12     229 
- Siemens Gamesa                 -1.912    --    12  -4.347 
Ergebnis-Marge bereinigt            0,1    --    12    -8,9 
Ergebnis nach Steuern*              887    --    13  -4.588 
Ergebnis je Aktie*                 0,89    --     9   -5,47 
Dividende je Aktie*                0,24    --     3    0,00 
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ERLÄUTERUNGEN:

- Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ergebnis je Aktie und Dividende in Euro, Marge in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens und Visible Alpha*

- das Geschäftsjahr läuft vom 1. Oktober bis 30. September

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/cbr

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May 07, 2024 23:45 ET (03:45 GMT)