Der Gang aufs Parkett solle so bald wie möglich erfolgen, sagte der neue Energieminister Prinz Abdulasis bin Salman, der den Posten erst vor wenigen Tagen übernommen hatte, am Montag. Insidern zufolge sollen die Finanzinstitute, die den Börsengang begleiten, bereits in den kommenden Tagen ausgewählt werden. Gute Chancen auf eine führende Rolle haben die US-Banken JPMorgan und Morgan Stanley sowie die saudi-arabische National Commercial Bank (NCB), wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person zu Reuters sagte. Die Erstnotiz sei noch vor Jahresende geplant. Nach den derzeitigen Überlegungen solle Saudi Aramco zunächst an der heimischen Börse gelistet werden, später dann an einem internationalen Handelsplatz.

Mit ins Boot geholt werden sollen den Insidern zufolge auch die Banken Citi, Goldman Sachs, HSBC und Samba Financial Bank. Goldman, HSBC, JPMorgan und Saudi Aramco lehnten einen Kommentar ab. Citi, Samba, Morgan Stanley und National Commercial Bank waren zunächst nicht erreichbar. Die Deutsche Bank hatte beim ersten Versuch einer Aktienplatzierung von Saudi Aramco ebenfalls keinen Platz in der ersten Reihe gehabt und ist nun zunächst auch nicht dabei.

STREIT UM DIE BEWERTUNG

Der neue Energieminister bin Salman hat nun gleich ein Mega-Projekt zu bewerkstelligen. Den Plänen zufolge will Saudi Aramco fünf Prozent an die Börse bringen - für bis zu 100 Milliarden Dollar. Kein Börsengang war jemals so groß. Saudi Aramco würde dies mit insgesamt zwei Billionen Dollar bewerten. Beim ersten Versuch eines Börsengangs hatte es bei Interessenten noch Zweifel gegeben, ob der Erdöl-Riese überhaupt so viel wert ist. Dies und interne Streitigkeiten über die Wahl des zweiten Handelsplatzes waren der Grund, weshalb der frühere Energieminister Chalid al-Falih die ursprünglichen Pläne für eine Aktienplatzierung im vergangenen Sommer auf Eis gelegt hatte.

Noch ist den Insidern zufolge offen, an welcher Börse im Ausland die Aktien gelistet werden können. New York sei bereits aus dem Rennen, da ein Listing dort mit zu vielen rechtlichen Risiken verbunden wäre. Gute Chancen würden dagegen London zugerechnet, hatten mehrere mit den Plänen vertraute Personen Reuters vor ein paar Tagen gesagt.

Kronprinz Mohammed bin Salman will sich durch den Börsengang von Saudi Aramco eine weitere Einnahmequelle für sein Land schaffen und den Umbau der Wirtschaft finanzieren. So ist etwa ein gigantisches Infrastruktur-Projekt zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Akaba geplant, wo sich Unternehmen aus allen möglichen Branchen wie der Energie- und Wasserwirtschaft, der Biotechnologie und der Unterhaltungsbranche ansiedeln sollen. Bislang macht der Öl- und Gassektor den Großteil der Export-Einnahmen des Königreichs aus. Mit bin Salman hat nun erstmals ein Mitglied der regierenden Familie Al Saud den Posten des Energieministers inne.