--Marktverknappung stärkt RWE

--Kommunale Unternehmen sorgen sich um Versorgungssicherheit

--Energiewirtschaft: Zeit rennt beim Umbau davon

(Neu: Reaktionen)

Von Petra Sorge

BERLIN (Dow Jones)--Das Bundeskartellamt beobachtet die stark gestiegene Marktmacht des Energieversorgers RWE nach wie vor intensiv. Das geht aus dem Monitoringbericht zu den Strom- und Gasmärkten hervor, den die Behörde gemeinsam mit der Bundesnetzagentur veröffentlicht hat. "Durch den fortschreitenden Rückgang an Erzeugungskapazitäten und die damit einhergehende Marktverknappung könnte RWE perspektivisch die Schwelle zur Marktbeherrschung überschreiten", erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt.

Bereits in dem Fusionskontrollverfahren zum Deal der DAX-Konzerne RWE und Eon habe sich gezeigt, "dass RWE in einer nicht unerheblichen Anzahl von Stunden im Jahr unverzichtbar für die Deckung der Stromnachfrage war", so Mundt. Ende 2020 hatte seine Behörde das im Marktmachtbericht erneut bestätigt. "Die weitere Entwicklung auf dem Stromerzeugungsmarkt ist entscheidend von der Energiewende geprägt", betonte der Kartellwächter.


   Umbau der Stromerzeugung bedarf größerer Anstrengung 

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) drängte darauf, Ausbaupfad und -tempo für das Erreichen der Klimaziele deutlich zu erhöhen. "Große Sorgen macht uns die aus dem Monitoringbericht ableitbare Entwicklung der gesicherten Kraftwerkskapazitäten in den kommenden Jahren", erklärte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Kohle- und Kernenergieausstieg führten dazu, dass bis 2023 voraussichtlich fast 16 Gigawatt gesicherter Leistung vom Netz gingen. "Zwar kann die Versorgungssicherheit bis Mitte der zwanziger Jahre erhalten bleiben", so Liebing. Die Situation werde sich allerdings bis zum Ende der Dekade erheblich zuspitzen, wenn nicht zügig Investitionen in neue Gaskraftwerke ausgelöst würden.

Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betonte, dass es trotz der Fortschritte beim Umbau der Stromerzeugung mehr Anstrengung bedarf. Denn in vielen konventionellen Kraftwerken werde neben Strom auch Wärme produziert. Diese Kraftwerke lieferten vor allem in städtischen Gebieten einen wichtigen Beitrag zur Wärmeversorgung. "Hier rennt uns nun die Zeit für einen rechtzeitigen Neubau oder für eine Kraftwerks-Umrüstung davon, da solche Maßnahmen bei Kraftwerken mit Wärmeauskopplung mehrere Jahre in Anspruch nehmen", warnte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Um auch in Zukunft die Versorgungssicherheit - bei der Strom- und der Wärmeversorgung - und gleichzeitig die weiteren erforderlichen Kraftwerksstillegungen zu gewährleisten, brauche es zudem zwingend weitere wichtige Entscheidungen. Weiterhin müsse beim Erneuerbaren-Ausbau das Tempo erhöht werden.

Normalerweise wird der Monitoringbericht der beiden Behörden jährlich im Herbst vorgelegt. Diesmal war der Termin wegen der Corona-Pandemie auf Januar verschoben worden.

(Mitarbeit: Andrea Thomas)

Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com und andrea.thomas@wsj.com

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January 27, 2021 11:35 ET (16:35 GMT)