Basel (awp) - Für Severin Schwan ist es die erste Roche-Generalversammlung in seiner neuen Position als Verwaltungsratspräsident. In seiner Ansprache kam er denn auch gleich auf eines der derzeit belastenden Themen: Die schwächelnden Genussscheine.

 

Diese hatten mit einem Minus von annähernd 16 Prozent schon 2023 die rote Laterne unter den Blue Chips, nun hinken sie auch im bisherigen Jahresverlauf Abgaben dem Gesamtmarkt klar hinterher. Für Schwan gibt es zwei Gründe für das schwache Abschneiden.

 

Einerseits sei es für Roche mit dem Ende der Coronapandemie auch zu einem sehr deutlichen Rückgang des Covid-Geschäfts gekommen. "Wie bei anderen Firmen auch, die Covid-19-Produkte auf den Markt brachten, profitierte der Aktienkurs zunächst überproportional und erreichte bis Anfang 2022 Höchststände." Entsprechend überproportional sei Roche dann auch vom abrupten Ende der Pandemie betroffen gewesen.

 

Forschungsrückschläge belasten

 

Der zweite Belastungsfaktor ist laut Schwan mehrere Rückschläge in der späten Medikamentenentwicklung. "Für die langfristige Entwicklung von Roche ist die ständige Erneuerung unseres Portfolios von ganz entscheidender Bedeutung." Es gelte also, den Markt mit entsprechenden Erfolgen wieder von der kontinuierlichen und somit nachhaltigen Innovationskraft von Roche zu überzeugen - auch im Vergleich zu den Wettbewerbern.

 

Er gab sich dabei zuversichtlich, dass Roche gut für die Zukunft aufgestellt ist. "Ich bin überzeugt, dass diese Erfolge kommen werden", sagte er. Der Pharmakonzern verfüge über eine breite Produktpipeline. Und auch wenn nicht alle Wirkstoffe erfolgreich sein dürften, brauche es "diesen Mut", solche kalkulierte Risiken einzugehen.

 

Die Erfahrung zeige aber auch, dass der Erfolg von Innovation zeitlich nicht immer genau programmierbar sei. "In unserer Branche brauchen Veränderungen Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten."

 

Als weiteren Punkt sprach der VRP an der Generalversammlung das Thema Innovationsstandort Schweiz an. Zwar sei die Schweiz noch gut positioniert, er sehe aber mit Sorge, "wenn etwa der ETH Zürich die Mittel reduziert werden oder ihr der Zugang zu 'Horizon Europe', dem weltweit grössten Förderprogramm für Forschung und Entwicklung, noch immer verwehrt wird."

 

Hoffnungsträger Brainshuttle

 

Das Thema Innovation hängte auch der seit einem Jahr amtierende CEO Thomas Schinecker sehr hoch an der GV. In seiner Rede ging der Manager unter anderem auf das Molekül Trontinemab ein, das gegen Alzheimer eingesetzt werden soll - also genau auf dem Forschungsgebiet, auf dem Roche in den letzten Jahren eine der grössten Forschungs-Enttäuschungen gesehen hat.

 

Trontinemab sei so einzigartig, weil es eine "Brainshuttle"-Technologie nutze, um ins Gehirn zu gelangen. Konkret geht es also darum, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, die das Gehirn rigoros schützt. Das Roche-Molekül sei wie ein "Schlüssel", der es ermögliche, diese strikte Kontrolle zu passieren. "Unsere bahnbrechende "Brainshuttle"-Technologie eröffnet ganz neue Wege in der Behandlung verschiedener neurologischer Erkrankungen."

 

Derweil stimmten die Aktionäre allen Anträgen des Verwaltungsrates zu. Die anwesenden 635 Aktionärinnen und Aktionäre vertraten 77,02 Prozent des Aktienkapitals. Sie genehmigten die Jahresrechnung und die Konzernrechnung 2023, den Vergütungsbericht sowie den Nachhaltigkeitsbericht. Der Gesamtsumme der Boni der Konzernleitung und des VRP sowie der künftigen Vergütungen der Konzernleitung und des Verwaltungsrats stimmten sie ebenfalls zu.

 

Die 37. Dividendenerhöhung auf 9,60 Franken nahmen die Aktionäre ebenfalls an.

 

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