HOME OF CONSTRUCTION

Jahresabschluss 2023

JAHRES-

ABSCHLUSS 2023 PORR AG

2

LAGEBERICHT

GLOBALE WIRTSCHAFT UNTER DRUCK

Die Weltwirtschaft wurde 2023 durch zahlreiche Faktoren belastet. Einerseits sorgten anhaltende und neue geopoli- tische Konflikte für zum Teil massive Unsicherheiten und Einschränkungen im Welthandel. Andererseits dämpften negative Konjunkturdaten, steigende Leitzinssätze und eine anhaltend hohe Inflation die wirtschaftliche Entwicklung. Aufgrund des höheren Zinsniveaus kamen gleich mehrere Banken in eine finanzielle Schieflage und mussten von den jeweiligen Staaten aufgefangen bzw. unterstützt wer- den. Erst zum Jahresende zeigten sich verstärkt positive Signale. Der Zinsgipfel scheint erreicht zu sein. Die hohen Teuerungsraten gehen aktuell zurück. Gleichzeitig kommt es jedoch infolge des strengeren Finanzierungsumfelds zu einer teilweise rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung. Die Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) rechnen für 2023 mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 3,1 %. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten und Konflikte gehen sie auch für das Jahr 2024 von einer Stei- gerung um 3,1 % aus. Dies dürfte sich jedoch regional sehr unterschiedlich verteilen. Sie rechnen weiters mit einem Rückgang der hohen Energie- und Rohstoffpreise. Das sollte ab dem Sommer auch zu einer schrittweisen Reduktion der Leitzinsen führen.1

Die Leitzinsspanne der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve liegt seit Juli 2023 unverändert bei 5,25 % - 5,50 %. Hier wurde der maximale Zinssatz klar erreicht. Trotzdem lag das Wirtschaftswachstum der USA im zweiten Halbjahr 2023 über den Erwartungen. Für das Gesamtjahr schätzen die Ex- perten des IWF eine Ausweitung der Wirtschaftsleistung um 2,5 %. Nachlaufende Effekte aus dem höheren Zinsniveau, der strengeren Finanzpolitik und einer Abschwächung im Arbeitsmarkt wirken sich erst 2024 aus. Dafür wird deshalb nur mehr ein Wachstum von 2,1 % prognostiziert.2

In der Europäischen Union sind die wirtschaftlichen Auswir- kungen aus dem Ukraine-Konflikt deutlich spürbar. Im Jahr 2023 stagnierte daher insbesondere die Exportnachfrage. Die inflationsbedingt gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie das hohe Zinsniveau dämpften die wirtschaftliche Entwicklung zusätzlich. Dem standen solide Ausgaben für Dienstleistungen und ein robuster Arbeitsmarkt gegenüber. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzinssatz zuletzt im September auf 4,5 % angehoben. Damit dürfte auch hier der Zinsgipfel erreicht sein. Einige europäische Zentralbanken außerhalb der Eurozone haben im Herbst sogar bereits mit Zinssenkungen begonnen. Insgesamt geht die Europäische Kommission (EK) für 2023 von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 % aus. Das im Jahr 2024 steigende Realeinkommen - getrieben durch rückläufige Teuerungsraten und nachlaufende Lohn- und Gehaltsan- passungen - führt zu einem höheren Konsum. Auch die Investitionstätigkeit der Unternehmen dürfte sich aufgrund der notwendigen Anpassung an Energie- und Klimaziele weiter ausweiten. Der Infrastrukturbereich zeigte, unter- stützt durch die EU Recovery and Resilience Facility und

die Mittel aus der Cohesion Policy, eine kontinuierlich positive Dynamik. Dämpfend wirken hingegen nach wie vor die strengen Standards für Kreditvergaben. Mit ersten Zinssen- kungen durch die EZB wird frühestens im zweiten Quartal gerechnet. Für 2024 gehen die Experten der EK somit von einem europäischen Wirtschaftswachstum von 1,3 % aus.3

Der durch die hohe Inflation gedämpfte Konsum, steigende Zinssätze und der anhaltende Arbeitskräftemangel beein- flussten auch die Investitionstätigkeit in Österreich. Auf- grund des schwierigen globalen Umfelds hat sich auch die Exportnachfrage abgeschwächt. Diese negative Dynamik hat jedoch in den letzten Monaten des Jahres abgenommen. Insgesamt rechnet das Institut für höhere Studien (IHS) den- noch mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,7 % im Jahr 2023 . Für das Folgejahr 2024 sind die Experten hingegen deutlich zuversichtlicher. Kräftige Steigerungen bei den Realeinkommen dürften starke positive Impulse im privaten Konsum setzen. Die bereits jetzt rückläufigen Teuerungsraten dürften sich auch im nächsten Jahr weiter reduzieren, wenn auch deutlich langsamer im Vergleich zu den Nachbarländern. Die Experten des IHS prognostizieren daher ein Wirtschaftswachstum von 0,8 % für das Jahr 2024.4

In Deutschland zeigte sich ein weitgehend ähnliches Bild. Der inflationsbedingte Rückgang der Kaufkraft und der somit reduzierte Konsum wirkten ebenso negativ wie die geopolitischen Unsicherheiten und die straffere Geldpolitik. Im Gegensatz dazu glich der Staat die zum Teil massive Teu- erung mit Unterstützungsmaßnahmen für private Haushalte aus. Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geht für 2023 von einer Verringe- rung der Wirtschaftsleistung um 0,3 % aus. Die Experten erwarten eine Trendwende in der zweiten Jahreshälfte 2024. Steigende Reallöhne, eine anhaltend rückläufige Teuerung und eine Erholung der globalen Wirtschaft dürften diese Entwicklung unterstützen. Für 2024 rechnet das ifo Institut mit einem Wirtschaftsplus von 0,2 %.5

Auch die Schweizer Nationalbank erhöhte die Zinsen - wenn auch nicht im selben Ausmaß wie die USA oder die EU. Ne- ben den hier nur leicht höheren Teuerungsraten kam die Schweizer Wirtschaft auch aufgrund einer in Schieflage geratenen Großbank unter Druck. Das Schweizer Staats- sekretariat für Wirtschaft geht von einem Wirtschafts- wachstum für 2023 von 0,8 % aus. Mit steigendem priva- tem Konsum und einer Normalisierung des internationalen Umfelds dürfte sich das Wachstum im nächsten Jahr auf 1,5 % erholen.6

Auch in Polen, Tschechien und der Slowakei sowie in Ru- mänien ist die Inflation im Berichtsjahr vorübergehend deutlich angestiegen. Das bremste den privaten Konsum, da insbesondere im Energiesektor massive und hartnäckige Teuerungen spürbar waren. Auch die globale Wachstums­ verlangsamung hatte Einflüsse auf die jeweilige wirtschaft- liche Entwicklung. Hinzu kamen strengere Finanzierungsbe- dingungen und ein anhaltender Mangel an Arbeitskräften. Die EK geht für 2023 von einem Wirtschaftswachstum von

  1. IWF, Jänner 2024
  2. IWF, Jänner 2024 und Hauck Aufhäuser, Jänner2024
  3. EK, Februar 2024
  4. IHS, Dezember 2023
  5. BMWK, Jänner 2024 und ifo Institut, März 2024
  6. Staatssekretariat für
    Wirtschaft,­ Dezember 2023

LAGEBERICHT 3

0,2 % in Polen, 1,1 % in der Slowakei und 1,8 % in Rumänien aus. Nur in Tschechien sehen die Experten einen geringfügi- gen Leistungsrückgang um 0,4 %. Für 2024 sieht das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) positive Impulse in Form von deutlich sinkenden Teuerungsra- ten, steigenden realen Einkommen und einer Erholung des privaten Konsums. Das prognostizierte Wachstum von Polen und Rumänien liegt bei 2,7 % bzw. 2,9 %. Tschechien und die Slowakei dürften ihre Wirtschaftsleistung um 1,1 % bzw. 2,3 % ausweiten.1

GETEILTE ENTWICKLUNGEN IN DER BAUWIRTSCHAFT

Im Jahr 2023 stagnierte das Produktionsvolumen der

europäischen­Bauwirtschaft und verzeichnete nur ein ge- ringfügiges Wachstum von 0,3 %. Diese Entwicklung ver- lief jedoch regional sehr unterschiedlich. Während in den meisten osteuropäischen Heimmärkten der PORR solide bzw. starke Wachstumsraten verzeichnet wurden, zeigte das Bauvolumen in Mitteleuropa kaum bis gar keine Steigerung.2

Innerhalb der Bauindustrie gab es erhebliche Unterschiede zwischen dem Hoch- und dem Tiefbau. Der durchschnittli- che monatliche Zuwachs im Tiefbau lag für alle EU-Länder bei 3,4 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat. Im Hochbau kam es zu einem Rückgang von 0,3 %.2

Das ist hauptsächlich auf den Wohnbau zurückzuführen. Dieser geriet aufgrund des strengeren Finanzierungsum- felds deutlich unter Druck. Die höheren Baupreise sowie die geringeren realen Einkommen belasteten den privaten Wohnbau zusätzlich. Gestiegene Material- und Personalkos- ten sorgten für Zurückhaltung unter den Investoren. Trotz- dem ist der Bedarf an Wohnraum nach wie vor ungebro- chen. Individuelle nationale Förderprogramme sollen dem entgegenwirken. Dennoch dürfte eine nachhaltige, breit aufgestellte Verbesserung erst ab 2025 eintreten.3

Dem gegenüber steht der Nicht-Wohnungshochbau. Dazu zählen unter anderem der Industriebau sowie der öffent- liche Hochbau. Aufgrund der Abhängigkeit vom Konjunk- turzyklus dürfte der Nicht-Wohnungshochbau als Ganzes in den nächsten Jahren stagnieren. Der Gesundheitsbau setzt jedoch - nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels - bereits ab 2024 deutlich positive Impulse. Im Industriebau sorgen die grüne Transformation und die an- gestrebte europäische Energiewende langfristig für gute Wachstumsaussichten, insbesondere in Osteuropa.4

Der Tiefbau wirkt stabilisierend für die gesamte Bauindus- trie. Er erwies sich 2023 einmal mehr als unabhängiger von der wirtschaftlichen Entwicklung, da es sich zumeist um langfristige Projekte mit öffentlichen Finanzierungen han- delt. Dabei wirken insbesondere die europäische Recovery and Resilience Facility sowie das NextGenerationEU Budget unterstützend. Auch die Umwelt- und Energiepolitik legt einen starken Fokus auf den Tiefbau. Schwerpunkte sind dabei eine nachhaltige Mobilität sowie Energiesicherheit und -unabhängigkeit.3

Wichtige, börsengehandelte Baustoffe wie Stahl und Kup- fer haben zuletzt eine deutliche Stabilisierung verzeichnet. Auch die Energiepreise haben sich auf einem hohen Niveau eingependelt. In den meisten EU-Ländern ist es jedoch schon zur gängigen Praxis geworden, höhere Kosten über Preisgleitungsklauseln in den Bauverträgen an die Auftrag- geber weiterzugeben. Dadurch können sich die Bauunter- nehmen gut gegen das Kostenrisiko absichern. Durch die Weitergabe kam es im Jahr 2023 jedoch auch zu - teilweise erheblichen - Steigerungen der Baupreise.4

Für das weitere Wachstum der gesamten Industrie ist auch der Mangel an Fach- und Arbeitskräften ein wesentlicher, einschränkender Faktor. Die meisten großen europäischen Bauunternehmen haben diesen jedoch bereits gut unter Kontrolle. Dabei wurden die Schwerpunkte insbesondere auf die Aus- und Weiterbildung sowie auf die Mitarbeiter- bindung an das Unternehmen gesetzt.

  1. EK, Februar 2024 und WIIW, Jänner 2024
  2. Eurostat, März 2024
  3. Euroconstruct,
    Dezember2023
  4. Refinitiv Workspace, Jänner2024

ERTRAGSLAGE

in TEUR

2023

2022

Veränderung

Umsatzerlöse

193.691

175.949

17.742

EBIT

6.418

17.296

-10.878

Beteiligungsergebnis

21.897

-5.365

27.262

Zinsergebnis

-4.674

-3.100

-1.574

Sonstiges Finanzergebnis

159

-1.181

1.340

EBT

23.800

7.650

16.150

Steuern

4.333

5.336

-1.003

Reinvermögensmehrung durch Umgründung

0

10.495

-10.495

Jahresüberschuss

28.133

23.481

4.652

Bilanzgewinn

28.757

23.644

5.113

In der PORR AG werden neben der Erbringung von Service-

Die PORR AG weist in der Gewinn- und Verlustrechnung des

leistungen auch Holdingfunktionen für die gesamte PORR

Jahres 2023 Umsatzerlöse in Höhe von EUR 193,7 Mio. aus

Gruppe ausgeübt. Die im Folgenden angeführten Werte und

(Vorjahr: EUR 175,9 Mio.), die vor allem aus Serviceleistungen

Aussagen beziehen sich ausschließlich auf den Jahresab-

erwirtschaftet wurden.

schluss der PORR AG.

4 JAHRESABSCHLUSS

Die sonstigen betrieblichen Erträge beinhalten Erträge aus Kursgewinnen, Zuschüssen und Vergütungen und reduzierten sich um EUR 1,5 Mio. auf EUR 1,7 Mio. (Vor- jahr: EUR 3,2 Mio.).

Die Aufwendungen für Material sowie die Aufwendungen für bezogene Herstellungsleistungen veränderten sich nur minimal und betrugen EUR 12,1 Mio. (Vorjahr: EUR 12,2 Mio.).

Der durchschnittliche Mitarbeiterstand stieg im Jahr 2023 von 506 Mitarbeitenden auf 528 Mitarbeitende, was zur Folge hatte, dass sich auch der Personalaufwand um EUR 5,6 Mio. auf EUR 60,1 Mio. (Vorjahr: EUR 54,5 Mio.) erhöhte.

Die Abschreibungen auf die immateriellen Vermögens- werte und Sachanlagen verringerten sich um 10,5 % bzw. EUR 1,2 Mio. auf EUR 10,2 Mio. (Vorjahr: EUR 11,4 Mio.).

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen erhöhten sich um EUR 22,8 Mio. auf EUR 106,7 Mio. (Vorjahr: EUR 83,9 Mio.). Neben höheren IT- und Verwaltungskosten ist dieser An- stieg dadurch bedingt, dass der Versicherungsaufwand der PORR Gruppe ab dem Geschäftsjahr 2023 über die PORR AG abgerechnet und an die Konzernfirmen entsprechend weiterverrechnet wird. Diese Umstellung ist unter anderem für die Steigerung der Umsatzerlöse mitverantwortlich. Die

in den sonstigen betrieblichen Aufwendungen enthaltenen Positionen betreffen vorwiegend Kosten des Bürobetriebs (EUR 30,4 Mio.), Avalprovisionen (EUR 23,7 Mio.), Aufwen- dungen für Häuser und Grundstücke (EUR 10,7 Mio.), Versi- cherungsaufwand (EUR 8,3 Mio.), Rechts- und Beratungs- kosten (EUR 7,3 Mio.), Verwaltungskosten (EUR 7,4 Mio.), Aufwendungen für Werbung und Repräsentationen (EUR 3,7 Mio.) sowie Abgaben und Gebühren (EUR 3,3 Mio.).

Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) redu- zierte sich im Vergleich zum Vorjahr um EUR 10,9 Mio. und betrug EUR 6,4 Mio. (Vorjahr: EUR 17,3 Mio.).

Das Beteiligungsergebnis verbesserte sich EUR 27,3 Mio. auf EUR 21,9 Mio. (Vorjahr: EUR -5,4 Mio.).

Das negative Zinsergebnis stieg im Jahr 2023 um EUR -1,6 Mio. auf EUR -4,7 Mio. (Vorjahr: EUR -3,1 Mio.). Das sonstige Finanzergebnis zeigt eine Veränderung in Höhe von EUR 1,3 Mio. und betrug EUR 0,1 Mio. (Vorjahr: EUR -1,2 Mio.).

Ausgehend von einem EBT von EUR 23,8 Mio. (Vorjahr: EUR 7,7 Mio.) ergab sich nach Steuern vom Einkommen und Ertrag ein Jahresüberschuss in Höhe von EUR 28,1 Mio. (Vorjahr: EUR 23,5 Mio.).

VERMÖGENS- UND FINANZLAGE

in TEUR

2023

2022

Veränderung

Anlagevermögen

999.899

975.876

24.023

Umlaufvermögen

616.551

688.453

-71.902

Rechnungsabgrenzungsposten

10.088

11.163

-1.075

Aktive latente Steuer

37.054

20.028

17.026

Aktiva

1.663.592

1.695.520

-31.928

Eigenkapital

548.001

549.158

-1.157

Rückstellungen

42.041

35.822

6.219

Verbindlichkeiten

1.073.550

1.110.540

-36.990

Passiva

1.663.592

1.695.520

-31.928

Die Bilanzsumme der PORR AG betrug zum Stich- tag 31. ­Dezember 2023 EUR 1.663,6 Mio. und sank um EUR 31,9 Mio. gegenüber dem Vorjahreswert von EUR 1.695,5 Mio.

Dies resultiert aktivseitig im Wesentlichen aus dem Rück- gang der liquiden Mittel während sich das Anlagevermö- gen und die aktive latente Steuer erhöhten. Passivseitig ist die Veränderung hauptsächlich auf den Rückgang der Steuerverbindlichkeiten zurückzuführen.

Auf der Aktivseite bildete das Anlagevermögen mit einem Anteil von 60,1 % den Schwerpunkt der Bilanzsumme und belief sich per Jahresende 2023 auf insgesamt EUR 999,9 Mio. (Vorjahr: EUR 975,9 Mio.). Die immateriellen Vermögenswerte und Sachanlagen verzeichneten einen An- stieg von EUR 3,7 Mio. auf insgesamt EUR 161,4 Mio. (Vorjahr: EUR 157,7 Mio.). Das Finanzanlagevermögen erhöhte sich um EUR 20,3 Mio. auf EUR 838,5 Mio. (Vorjahr: EUR 818,2 Mio.) und resultiert im Wesentlichen aus dem Zuwachs bei den

Anteilen an verbundenen Unternehmen aufgrund Gesell- schafterzuschüssen. Die Wertpapiere des Anlagevermögens wurden zur Gänze veräußert. Details über die Zusammen- setzung und Entwicklung des Anlagevermögens sind im Anlagespiegel ersichtlich.

Maßgebliche Änderungen des Umlaufvermögens waren die Reduzierung der liquiden Mittel um EUR 88,4 Mio. auf EUR 100,0 Mio. (Vorjahr: EUR 188,4 Mio.) bzw. die Erhöhung der Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen um EUR 18,8 Mio. auf EUR 504,5 Mio. (Vorjahr: EUR 485,7 Mio.).

Die Eigenkapitalquote verbesserte sich zum Bilanzstichtag um 0,5 %-Punkte auf 32,9 % (Vorjahr: 32,4 %).

Die Kapitalflussrechnung stellt die Verwendung und die Her- kunft der liquiden Mittel des Unternehmens dar.

Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit mit EUR 106,9 Mio. (Vorjahr: EUR -18,6 Mio.) resultierte­

LAGEBERICHT 5

größtenteils aus dem Anstieg der Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen, wobei Veränderungen des Konzern-Cash-Pools im Cashflow aus Finanzierungs- bzw. Investitionstätigkeit berücksichtigt wurden.

Der Cashflow aus Investitionstätigkeit veränderte sich von EUR -34,5 Mio. im Jahr 2022 auf EUR -41,5 Mio. im Jahr 2023 und beinhaltet die Veränderung von Cash-Pool-Ver- anlagungen in Höhe von EUR -4,3 Mio. Auf Investitionen in Finanzanlagen und Wertpapiere des Umlaufvermögens entfielen EUR -23,6 Mio. und auf Investitionen in Sachan- lagen und immaterielle Vermögenswerte EUR -16,9 Mio. Demgegenüber stehen Zuflüsse aus Anlageabgängen in Höhe von EUR 3,3 Mio.

Im Cashflow aus Finanzierungstätigkeit in Höhe von EUR -153,8 Mio. (Vorjahr: EUR -167,4 Mio.) sind einerseits der Mittelabfluss aus der Verringerung von Cash-Pool-Ver- bindlichkeiten mit EUR -119,9 Mio., der Tilgung von Schuld- scheindarlehen mit EUR -30,5 Mio. und dem Erwerb eigener Aktien mit EUR -7,0 Mio. und andererseits der Mittelzufluss aus der Erhöhung der Kredit- und Leasingverbindlichkeiten mit EUR 26,6 Mio. enthalten.

An die Aktionäre der PORR AG wurde für das Berichtsjahr

2022 eine Dividende in Höhe von EUR 23,0 Mio. (Vorjahr: EUR 19,5 Mio.) ausgeschüttet.

Zum Jahresende 2023 wies die PORR AG liquide Mittel von EUR 100,0 Mio. (31. Dezember 2022: EUR 188,4 Mio.) aus.

in TEUR

2023

2022

Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit

106.943

-18.567

Cashflow aus Investitionstätigkeit

-41.520

-34.505

Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

-153.813

-167.412

Veränderung des Finanzmittelbestands

-88.390

-220.484

Finanzmittelbestand am Beginn des Geschäftsjahres

188.379

408.863

Finanzmittelbestand am Ende des Geschäftsjahres

99.989

188.379

FORSCHUNG UND

ENTWICKLUNG

Digitale Vermessung

Neben der Definition von gruppenweiten Hard- und Soft- warestandards liegt der Fokus der PORR auf digitalen Ver- messungshilfssystemen und Laserscan-Technologien.

Im Bereich der Vermessungshilfssysteme setzt die PORR auf satellitenbasierte Navigations-, Aufmaß- und Bestands­ erfassungsapps. Ziel ist es, bisher analoge Tätigkeiten - wie das Orten und Markieren von Leitungen oder das Aufmaß mit Messrad und Papier - zu vereinfachen und die Nut- zerfreundlichkeit zu steigern. In weiterer Folge wird eine saubere und digitale Grundlagenermittlung gewährleistet.

Sogenannte Mobile-Mapping-Systeme nutzen Laserscan- Technologien. Dabei wird mittels Laserscanner und/oder Kameras - beispielsweise während einer Autofahrt - die Umgebung mobil vermessen. Im Straßenbau kann so die Fahrbahnoberfläche genau vermessen und zeit- und kos- tenintensive Sperren vermieden werden. Bei Straßensanie- rungen werden die gewonnenen Daten dann so aufbereitet, dass das Fräsen der alten Asphaltoberfläche mittels 3D- gesteuerten Maschinen durchgeführt werden kann.

Baumaschinensimulator

Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Arbeitssicher- heit sind für die PORR wesentlich. Mit dem seit 2023 regel- mäßig zum Einsatz kommenden ­Baumaschinensimulator

können vielfältige Trainingsszenarien flexibel gestaltet und überprüft werden. Das ermöglicht ein orts- und zei- tunabhängiges Training in einem sicheren Umfeld. Das ­realitätsnahe Handling von Baumaschinen wird speziell im Lehrlingsbetrieb sowie im Bereich Arbeitssicherheit einge- setzt.

Ressourcenplanung und Disposition

Komplexe und gekoppelte Bauprozesse, wie die Ressour- cenplanung, erfordern eine partnerschaftliche Zusammen- arbeit. Die digitale Disposition erlaubt dabei eine effiziente und nachhaltige Verwaltung aller Ressourcen. Planungs- transparenz und -koordination stehen im Vordergrund. Der erleichterte Informations- und Verwaltungszugang für operatives Personal steigert die Effizienz. Zusätzlich wird eine noch ressourcenschonendere Bauabwicklung ermöglicht.

Materiallogistik-Plattform

Bei beinahe allen Projekten der PORR fallen zum Teil enorme Aushubmengen an. Um überschüssige und aufbereitete Materialien bei anderen Bauvorhaben weiter zu verarbeiten, braucht es eine effiziente Materiallogistik. Die PORR setzt dabei auf eine Partnervermittlung im Sinne der Nachhal- tigkeit. Mit einer innovativen, schnittstellenübergreifenden Softwarelösung werden Informationen intelligent miteinan- der vernetzt und Arbeitsschritte signifikant reduziert. Die neue Plattform stimmt die Beschaffungs-, Transport- und Entsorgungslogistik optimal und effizient aufeinander ab. So lässt sich ein möglichst hoher Wiederverwertungsgrad erzielen.

6 JAHRESABSCHLUSS

Passives Tracking

Robotik

Bei der digitalen Identifizierung von Bauelementen während des Krantransports konzentriert sich die PORR gemeinsam mit einem Branchenpartner auf fortschrittliche Passive- Tracking-Technologie. Das Hauptaugenmerk lag 2023 auf der erfolgreichen Entwicklung eines Prototyps. Derzeit läuft die Integration des Prototyps in das Internet der Dinge (In- ternet of Things, IoT) sowie die Optimierung von Hardware, Batterielaufzeit und Tracking-Radius. Die bereits erzielten Fortschritte versprechen Effizienzsteigerungen sowie eine erhebliche Reduktion von Transportkosten und -zeiten.

Das Projekt RODRIGO fokussierte insbesondere auf robo- tergestütztes Bohren. Neue Automatisierungsmaßnahmen sorgen dabei durch den Einsatz von Robotern für effizientere Bauabläufe und die gesundheitliche Entlastung der Mitar- beitenden. Der erste Prototyp wurde erfolgreich entwickelt und bildet die Grundlage für weitere Verbesserungen. Der Schwerpunkt liegt nun auf der kontinuierlichen Weiterent- wicklung, um die Leistungs- und Anpassungsfähigkeit an verschiedene Baustellenumgebungen zu verbessern.

MITARBEITER

Die PORR AG beschäftigte im Jahresverlauf 2023 durchschnittlich 528 Mitarbeiter. Diese gliederten sich in drei Arbeiter und 525 Angestellte. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg von 22 Mitarbeitern oder 4,3 %.

2023

2.022

Veränderung

Arbeiter

3

3

0

Angestellte

525

503

22

Mitarbeiter gesamt

528

506

22

ZWEIGNIEDER- LASSUNGEN UND TOCHTERGESELLSCHAFTEN

Die PORR AG verfügt über Niederlassungen in ganz Öster- reich. Bezüglich der Tochtergesellschaften wird auf den Beteiligungsspiegel verwiesen.

NACHHALTIGKEITS­

STRATEGIE

Unsere Vision ist eindeutig: PORR - Home of Construction. To Build a Better World. Die Konzernstrategie bildet dafür den Kern und verankert die ESG-Grundsätze in der Unter- nehmensführung. Diese wird basierend auf einem kontinu- ierlichen Stakeholder-Dialog, der Wesentlichkeitsanalyse sowie den aktuellen und künftigen Regulatorien laufend ergänzt. Dadurch ist die PORR in der Lage, stets voraus- schauend zu agieren.

Intelligentes Wachstum mit Green and Lean

Wir möchten als Pioniere den Weg zu einer nachhaltigen Baubranche ebnen. Als internationales Unternehmen baut die PORR für Generationen und prägt Lebenswelten - mit und für Menschen. Denn gerade die Baubranche als People Business mit vielen verschiedenen Ethnien und einem hohen Energie- und Ressourcenverbrauch verlangt globales und zukunftsorientiertes Denken. Verantwortungsvolles Wirtschaften ist das Fundament ihres Erfolgs und tief in ihrer Unternehmensstrategie verankert. Dafür braucht es Rückgrat und Haltung. Als gesellschaftliche Akteurin sieht

die PORR es als ihren Auftrag, einen positiven Beitrag zu leisten. Unser klares Ziel ist es, intelligent zu wachsen und dabei im Sinne der ESG-Kriterien zukunftsorientiert zu wirt- schaften.

Die Nachhaltigkeitsstrategie der PORR spiegelt sich in der Konzernstrategie Green and Lean wider, bei der ein klarer, ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird. Die Säulen "Mitarbeiter*innen" und "ESG" zeigen deren Stellenwert im Unternehmen. Der Anspruch der PORR ist, einen Mehrwert für ihre Stakeholder, die Gesellschaft und das Unternehmen zu schaffen und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Dafür hat sie sich definierte, langfristige Ziele bis 2030 gesetzt, ergänzt durch Zwischenziele, die dabei helfen sollen, den Fortschritt agil voranzutreiben.

Unser Fokus

Dekarbonisierung. Als Bauunternehmen wirkt sich die Ge- schäftstätigkeit der PORR in hohem Maße auf Umwelt und Gesellschaft aus. Das Unternehmen setzt daher intensiv auf Forschung und Entwicklung im Sinne des Klimaschutzes. Mit der konzernweiten Klimastrategie will die PORR wirkungsvoll die größten Herausforderungen der Zeit - den Klimawandel und seine negativen Folgen - eindämmen bzw. vermeiden. Klimabezogene Risiken werden vom Risikomanagement systematisch analysiert und gesteuert. Darüber hinaus folgt die PORR den Empfehlungen zur Klima­berichterstattung für Unternehmen und Investoren der Task Force on Climate- Related Financial Disclosures (TCFD).

Kreislaufwirtschaft und Lebensräume. Zum Erhalt der na- türlichen Lebensgrundlage für die nächste Generationen hat Ressourcenschonung höchste Priorität. Die PORR be- rücksichtigt Nachhaltigkeitsaspekte entlang der gesamten Bau-Wertschöpfungskette von Anfang an. Dazu gehören zirkuläres Design, ressourceneffizienter Verbrauch und das

LAGEBERICHT 7

  1. IWF, Jänner 2024
  2. EK, Februar 2024
  3. IHS, Dezember 2023 und ifo Institut, Dezember 2023 und EK, Februar 2024

Recycling von Baumaterialien. Partnerschaften werden ge- bildet, um gemeinsam Lösungen zu finden. Damit will die PORR die Entwicklung in Richtung Kreislaufwirtschaft und die damit verbundenen Innovationen sowie den optimalen Umgang mit Ressourcen vorantreiben.

Arbeitssicherheit und betriebliche Gesundheit. Verant- wortungsvolles Wirtschaften umfasst auch die Verantwor- tung für Mitarbeitende. Mit zahlreichen Schulungs- und ­Weiterbildungsprogrammen und hohen Arbeitssicherheits- standards wird ein attraktives und sicheres Arbeitsumfeld gewährleistet. Die Gesundheit der Beschäftigten wird mit einem vielfältigen Angebot in den Bereichen Sport, Ernäh- rung und psychisches Wohlbefinden gefördert.

Arbeitswelt. Die fünf PORR Prinzipien - Verlässlichkeit, Schulterschluss, Anerkennung, Leidenschaft und Pionier- geist - bilden die gemeinsame Unternehmenskultur. Sie tragen wesentlich zu einem inklusiven und wertschätzenden Arbeitsklima bei. Alle PORRianerinnen und PORRianer sind Botschafter dieser Werte - gemäß dem Leitsatz, moralisch, ethisch und rechtlich einwandfrei zu handeln. Mit dem viel- seitigen Aus- und Weiterbildungsangebot sollen Potenziale aus den eigenen Reihen gefördert werden. Diversität und Inklusion stärken den Zusammenhalt und schaffen eine wichtige Grundlage für zukünftige Erfolge.

Menschenrechte, Ethik und Compliance. Die Würde und Rechte eines Menschen sind unantastbar. Die PORR be- kennt sich zur Achtung und Förderung der Menschenrechte­ und folgt international anerkannten Richtlinien. Als Orien- tierungshilfe dienen die verpflichtend einzuhaltenden Codes of Conduct. Die darin enthaltenen Leitlinien sollen Fehlver- halten vorbeugen und die festgeschriebenen Grundsätze fördern. Corporate Governance ist ein wesentlicher Eck- pfeiler der Unternehmenskultur und bezieht alle Bereiche des Unternehmens ein. Die PORR setzt sich für die höchsten Compliance-Standards und transparentes Handeln im Be- rufsalltag ein.

Wie wir Nachhaltigkeit steuern

Nachhaltigkeit muss auf allen Ebenen des Unternehmens gelebt werden. Damit das gelingt, ist eine klare Steuerung und strukturierte Organisation des Nachhaltigkeitsma- nagements notwendig. Ziel ist es, die operative Umset- zung nachhaltiger Maßnahmen zu dezentralisieren. Durch Kompetenzaufbau und Bewusstseinsbildung werden alle PORRianerinnen­ und PORRianer befähigt, Sozial- und Um- weltstandards in ihren Tätigkeiten anzuwenden und dabei Verbesserungspotenziale zu erkennen. Die vorhandene Expertise der Mitarbeitenden gilt es zu bündeln und in eine erfolgreiche Richtung zu lenken. Denn alle müssen am gleichen Strang ziehen, um eine ganzheitliche, nachhaltige Transformation des Unternehmens zu erreichen.

PROGNOSEBERICHT

Die Weltwirtschaft steht nach wie vor unter Druck. Wesent- liche Unsicherheiten wie das anhaltend hohe Zinsniveau, der dadurch gedämpfte private Konsum und geopolitische Risiken in Zusammenhang mit den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten bleiben bestehen. Der IWF rechnet für

das Jahr 2024 mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 3,1 %. Ab Sommerbeginn erwarten die Experten erste Zinssenkungen durch die großen Zentralbanken und das Ende der strengen Finanzierungs­politik. Der aktuelle Rück- gang der global hohen Teuerungsraten dürfte sich dennoch im gesamten Jahresverlauf beschleunigen - insgesamt wird die globale Inflation auf 5,8 % in 2024 geschätzt.1

In Europa gingen die hohen Teuerungsraten zuletzt schneller als erwartet zurück. Das ist neben dem aktuellen Leitzins der EZB in Höhe von 4,5 % insbesondere auf die sinkenden Ener- giepreise zurückzuführen. Davon ausgehend wird bereits ab dem zweiten Quartal 2024 mit ersten Schritten zur Zinssen- kung gerechnet. Neben einer geringeren Zinsbelastung für Kreditnehmer dürften steigende reale Einkommen und ein nach wie vor resilienter Arbeitsmarkt den privaten Konsum unterstützen. Die Experten der Europäischen Kommission gehen von einem sich im Jahresverlauf beschleunigenden Wirtschaftswachstum von insgesamt 0,8 % in der Eurozone aus. Gleichzeitig dürfte die Inflation auf 2,7 % sinken.2

In Österreich setzen steigende Realeinkommen ebenso positive Impulse im privaten Konsum. Zudem unterstützt die gute Entwicklung der ausländischen Handelspartner und führt zu einem erwarteten Wirtschaftswachstum von 0,8 % in 2024. In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild, wodurch das ifo Institut von einem Wachstum von 0,9 % ausgeht. Für die osteuropäischen Heimmärkte der PORR rechnet die Europäische Kommission mit einem Wirt- schaftswachstum zwischen 1,1 % (Tschechien) und 2,9 % (Rumänien).3

In der europäischen Bauindustrie bestimmen die vier Ds unverändert die langfristigen Trends. Der demografische Wandel mit der zunehmenden Urbanisierung, der alternden Gesellschaft und dem akuten Mangel an Arbeitskräften ist Chance und Herausforderung zugleich. Einerseits sorgt die große städtische Bevölkerung für eine solide Nachfrage bei nachhaltiger Infrastruktur und leistbarem Wohnen. Ande- rerseits steigt das Bedürfnis nach Pflegeangeboten und langfristiger Gesundheit, während am Arbeitsmarkt ein reger Wettbewerb um Arbeits- und Fachkräfte herrscht. Die Deglobalisierung sorgt für eine Regionalisierung der Lieferketten, um nachhaltige Resilienz zu gewährleisten. Bei der Dekarbonisierung kommt der Bauindustrie in zweierlei Hinsicht eine große Verantwortung zu. Während Gebäude und Bauwerke - das Leistungsportfolio - nachhaltiger wer- den müssen, gilt dasselbe auch für die Prozesse im Bauge- schäft. Die Digitalisierung bestimmt schon längst die Art, wie gebaut wird. Building Information Modeling, LEAN und partnerschaftliche Zusammenarbeit sind essenziell.

Kurz- bis mittelfristig bleibt der Tiefbau der Wachstumstreiber der Bauwirtschaft. Die Europäische Recovery and Resilience Facility sowie das mehrjährige ­NextGenerationEU Budget sorgen für eine kontinuierliche Nachfrage im Infrastruktur- bereich. Das dürfte zu einer Steigerung der Bautätigkeit im Tiefbau um 2,5 % führen. Demgegenüber steht der Wohn- bau aufgrund des aktuellen Zinsniveaus sowie des damit einhergehenden strengen Finanzierungsumfelds weiterhin unter Druck. Die Experten des Euroconstruct erwarten hier einen Rückgang des europäischen Bauvolumens um 5,4 %. Im Nicht-Wohnungshochbau setzt - nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels - vor allem der Gesundheits- bereich positive Impulse. Im Industriebau unterstützen die

8 JAHRESABSCHLUSS

angestrebte digitale Transformation sowie die Regionalisie- rung von Beschaffungs- und Produktionsmöglichkeiten die Nachfrage. Im sonstigen Hochbau gehen die Experten daher von einer gleichbleibenden Bauaktivität aus.1

Der Auftragsbestand der PORR zeigte einen Anteil von 57,6 % im Tiefbau. Hier ist die PORR eine der wenigen Spe- zialistinnen, welche die gesamte Bau-Wertschöpfungskette aus einer Hand abdecken. Mit diesem starken Wettbewerbs- vorteil positioniert sie sich als führend in ihren Heimmärk- ten und profitiert davon bei öffentlichen Ausschreibungen. Dem Wohnbau sind nur 8,0 % des Auftragsbestands zuzuordnen. Damit bleibt die PORR weiterhin resilient ge- genüber kurzfristigen Nachfrageänderungen. Im sonstigen Hochbau - dieser Anteil beläuft sich auf 29,5 % - setzt die PORR insbesondere auf partnerschaftliche Beziehungen zu Auftraggebern. Durch eine frühzeitige Einbindung in der Planungsphase kann sie Effizienzverbesserungen aufzeigen und optimal umsetzen.

Basierend auf einem Auftragsbestand von EUR 8,5 Mrd. (+3,0 % gegenüber dem Vorjahr) rechnet der Vorstand für 2024 mit einer moderaten Leistungssteigerung. Gleichzeitig erwartet er eine Erhöhung des Betriebsergebnisses. Mit- telfristig geht der Vorstand von einer Steigerung der EBT- Marge sowie von einer EBIT-Marge von 3,0 % aus.

Die Einschätzung des weiteren Geschäftsverlaufs orientiert sich an den aktuellen Zielen in den einzelnen Bereichen so- wie an den Chancen und Risiken, die sich in den jeweiligen Märkten ergeben. Sollte sich die geopolitische Situation ver- schärfen, könnte dies negative Auswirkungen auf die PORR und ihre Geschäftstätigkeit haben. Jegliche Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung ist daher mit Prognoserisiken behaftet.

RISIKOBERICHT

Ein aktives Risikomanagement ist in der PORR fester Bestandteil einer verantwortungsvollen Unternehmens- führung und sichert langfristig die eigene Wettbewerbs- fähigkeit. Sollten Risiken in einem der Geschäftsfelder oder Märkte der PORR schlagend werden, so könnte dies negative Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg ha- ben. Ziel des Risikomanagements ist es daher, Risiken zu erkennen und diese bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des unternehmerischen Ertragspotenzials zu minimieren. Die dazugehörigen organisatorischen Prozesse und Kon- trollen, mit deren Hilfe Risiken frühzeitig erkannt werden, sowie Maßnahmen zur Gegensteuerung sollen kontinuier- lich weiterentwickelt und verbessert werden. Im Folgenden werden die für die PORR wesentlichen bekannten Risiken aufgelistet, die einen nachhaltigen Einfluss auf die Vermö- gens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens sowie auf die Umwelt haben können.

Geopolitisches Risiko

Der anhaltende Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat erhebliche Auswirkungen auf die geopolitische, wirt- schaftliche und soziale Situation in der Region und dar- über hinaus. In diesem Zusammenhang wurden strenge

Wirtschaftssanktionen und -beschränkungen verhängt. Die damit verbundenen Einschränkungen beeinträchtigen das internationale Wirtschaftswachstum und führten unter anderem zu einem Anstieg der Inflationsraten. Innerhalb kürzester Zeit haben sich die Energie- und Rohstoffpreise deutlich erhöht. Auch in puncto Fachkräfte­mangel­ hat sich die Situation verschärft. Im Jahr 2023 haben sich die meis- ten Energie- und Rohstoffpreise reduziert oder auf einem hohen Niveau eingependelt, während sich der Fachkräfte- mangel unabhängig vom Ukraine-Konflikt verhielt. Es ist davon auszugehen, dass sich die Situation weiterhin sehr dynamisch entwickelt. Daher sind die damit zusammenhän- genden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Risiken aktuell schwer abschätzbar.

Zusätzlich kann der jüngste Nahostkonflikt die Region destabilisieren und zu einer Drosselung der Ölproduktion führen. Das könnte negative Auswirkungen auf die globalen Energie- und Rohstoffpreise haben.

Die PORR ist derzeit weder in der Ukraine noch in Russland tätig und betreibt keine nennenswerten Transaktionen oder Geschäfte im Nahen Osten. Sie könnte jedoch von den indi- rekten Folgen des Konflikts beeinträchtigt werden.

Marktrisiko

Die Marktrisiken resultieren aus den Veränderungen der makroökonomischen­ Rahmenbedingungen in den we- sentlichen PORR Märkten. Weiters ergeben sich aufgrund der konjunkturellen Disparitäten in den jeweiligen Märkten für die PORR divergierende Nachfragesituationen­. Das Unternehmen reagiert auf die Schwankungen in den na- tionalen Märkten und Geschäftssegmenten sowie auf die gegenwärtigen geopolitischen Unsicherheiten mit einer Konzentration auf die Heimmärkte Österreich, Deutsch- land, Schweiz, Polen, Tschechien, Slowakei und Rumänien. In den Projektmärkten Katar und UK bietet die PORR nur für ausgewählte Projekte die Exportprodukte in den Bereichen Tunnel-, Bahn- und Tiefbau (Spezial- und Großprojekte) an.

In Europa und den USA führte die hohe Inflation zu einem Anstieg der Zinssätze auf den Kreditmärkten. Dies kann sich insbesondere negativ auf die Nachfrage im Wohnbau auswirken, da die Finanzierung teurer wird. Damit könnte auch eine geringere Nachfrage von Einzelkunden und Im- mobilienentwicklungsgesellschaften einher gehen.

Projektrisiko

Die Überwachung des Projektrisikos erstreckt sich über alle operativen Einheiten der PORR und kann hinsichtlich des Kalkulations- und Ausführungsrisikos qualifiziert werden. Alle Projekte werden von der Angebotsbearbeitung bis hin zum Vertragsabschluss­ auf spezifische technische, kauf- männische und rechtliche Risiken geprüft. Dies geschieht in enger Abstimmung zwischen den Verantwortlichen für das operative Geschäft und den Risiko­managern anhand von Risikochecklisten und im Zuge der finalen Preis-­Meetings. Während der Projektabwicklung unterliegen alle Projekte einem laufenden Soll-Ist-Abgleich. Sobald sich ein Projekt

1 Euroconstruct,

Dezember 2023

LAGEBERICHT 9

außerhalb­ der Soll-Parameter bewegt, werden entspre- chende Gegensteuerungsmaßnahmen eingeleitet, von den Risikomanagern­ überwacht und im Hinblick auf ihre Wirksamkeit überprüft. Als Teil des Bereichs Commercial Management übernimmt das Risikomanagement die Steu- erung der Länder auf Konzernebene.

Die BBT SE hat 2016 den Bau eines Abschnitts des BBT auf österreichischer Seite zwischen Pfons und der österrei- chisch-italienischen Grenze ausgeschrieben und im August 2018 dem Konsortium H51 Pfons - Brenner, bestehend aus den Unternehmen PORR Bau GmbH, G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft mbH, Società Italiana Per Condotte D'Acqua S.p.A. und Itinera S.p.A., den Zuschlag erteilt. Der Baubeginn erfolgte dann im November 2019. Das Projektvolumen be- läuft sich auf EUR 966 Mio. Am 27. Oktober 2020 hat die BBT SE den Vertrag für das Baulos H51 einseitig gekündigt. Grund für die Kündigung waren offenbar unüberbrückbare technische Differenzen bei der Auslegung der Tübbinge für den TBM-Vortrieb. Im Zusammenhang mit der vorzeitigen Beendigung des BBT-Projekts laufen nach wie vor Gesprä- che zur Klärung offener Fragen, wie z. B. gegenseitige An- sprüche aufgrund der vorzeitigen Beendigung des Vertrags.

Der Konzern erhielt Ende 2017 von der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch den Landesbetrieb Stra- ßenbau Nordrhein-West, den Zuschlag für den Bau der achtspurigen Rheinbrücke der Bundesautobahn A1 über den Rhein bei Leverkusen ("Leverkusener Rheinbrücke"). Die Auftragssumme belief sich auf rund EUR 362 Mio. Straßen.NRW hat mit Schreiben vom 24. April 2020 den Vertrag "aus wichtigem Grund" wegen angeblicher Mängel an den Stahlbauteilen gekündigt. Es wurde ein Schieds- verfahren über die Mängel an den Stahlbauteilen durchge- führt. Das Gutachten des unabhängigen Schiedsgutachters, Prof. Mensinger von der TU München, liegt vor und bestätigt den technischen Standpunkt der PORR. Daneben hat die Au- tobahn GmbH des Bundes (Nachfolgerin von Straßen.NRW) im Oktober 2021 Klage gegen die PORR auf Feststellung, dass die Kündigung berechtigt war, eingereicht. Inzident wird daher in diesem Verfahren geprüft, ob ein Kündigungsgrund vorlag, d. h. ob die Stahlteile mangelhaft waren. Die PORR wiederum hat ihre Ansprüche aus der ungerechtfertigten Vertragsbeendigung im April 2022 durch Widerklage geltend gemacht. Der Rechtsstreit läuft derzeit weiterhin.

Beschaffungsrisiko

Der Beschaffungsmarkt der PORR ist in die drei Bereiche Nachunternehmer,­ Material und Betriebsstoffe unterteilt. Für jeden werden individuelle Risikominimierungsmaßnahmen­ gesetzt. Darüber hinaus kann der Ukraine-Konflikt zu mög- lichen Versorgungsengpässen in der Lieferkette führen. Um die Versorgungssicherheit trotz der Beeinträchtigungen zu gewährleisten, wurde der Fokus auf die regionale Beschaf- fungsstruktur verstärkt.

Bei Nachunternehmern wird eine Auswahl der Lieferan- ten getroffen sowie durch langzeitige, partnerschaftliche Projektarbeit und langfristige Rahmenverträge Preis- und Qualitätssicherheit erlangt. Zudem ist der Einkauf bestrebt, mittels nachhaltiger Auswahl der Gewerksanbieter eine größtmögliche Risikominimierung im sozioökonomischen und umweltspezifischen Bereich zu erreichen. Die komplexe

und besonders stark fragmentierte Lieferkette im Bausektor kann zu Intransparenz betreffend der Einhaltung von gesetz- lichen oder firmeninternen Vorgaben im Wirtschafts-, Um- welt- und Sozialbereich führen. Die Lieferantenbewertung, das Lieferanten-Audit, das Lieferantenmanagementsystem, die dazugehörige Datenbank sowie das Personallegitimati- onsprogramm fungieren als Überwachungsinstrumente­. Umweltvorfälle bzw. Abweichungen im Umwelt- und Sozial­ bereich werden im Zuge der Projektabwicklung, d. h. direkt auf der Baustelle, festgehalten, in der Lieferantendatenbank vermerkt und mittels Ampelsystem bzw. Lieferantenbewer- tungsstandards monitort. Eine Nichteinhaltung der geltenden Standards führt bis zur Sperre für weitere Beauftragungen.

Im Materialsegment sorgen einerseits langfristige Liefe- rantenverträge für Preiskontinuität. Andererseits führt die Nutzung strategischer Einkaufsmechanismen zur Nivel- lierung punktueller Preisschwankungen. Naturgemäß sind Preisschwankungen aufgrund marktspezifischer Gegeben- heiten (Konzentrationsprozesse der Lieferanten, börseab- hängige Rohstoffpreise, Einschränkungen bei Lieferketten und Verfügbarkeiten etc.) nicht auszuschließen. Durch die Einbindung des Einkaufs in der Kalkulationsphase wird eine zusätzliche Ertragssicherheit erreicht. Darüber hinaus führte die flächendeckende Einführung von SAP MM zu einer noch größeren Markttransparenz,­ die zur Beseitigung der angeführten Risiken eingesetzt wird, aber auch zur Op- timierung der Preissituation beiträgt.

Der konzernweite Einkauf sichert ebenso maximale Preis- vorteile bei Betriebsstoffen. Darüber hinaus gewährleistet die "PORR Einkaufstrategie Energie" die langfristige Aus- richtung der Beschaffung im Bereich Betriebsstoffe.

Das Management der Kosten für Energie (wie z. B. Diesel, Strom und Erdgas) wird durch die PORR proaktiv betrieben und ist auf die Sicherung der Ressourcen für den Baubetrieb sowie der Kalkulationsbasis ausgelegt. Ein detailliertes Dis- positionssystem stellt neben den Kosten auch die physische Verfügbarkeit von Energieträgern sicher. Knapp die Hälfte des Bedarfs ist auf Diesel zurückzuführen, gefolgt von Strom und Erdgas.

Im Fall von Diesel wird die Absicherung des Preises durch mit Banken abgeschlossene Sicherungsgeschäfte durch- geführt. Bei Strom und Erdgas erfolgt die Sicherstellung der Bedarfsmengen und Preise durch den Abschluss von Rahmenverträgen durch die Lead Buyer des Zentralein- kaufs. Somit sind substanzielle Teile des hier bestehenden Beschaffungsrisikos auch schon für die Folgejahre erheblich minimiert. So sind für 2024 bereits 90 % des Strombedarfs abgesichert. Erdgas wird hauptsächlich beim Betrieb von Asphaltmischanlagen verwendet. Zur Risikominimierung wurden einige Anlagen auf Dualbetrieb mit Heizöl umge- stellt. Sollte es zu einer Erdgasverknappung kommen, kön- nen diese alternativ auch mit Heizöl betrieben werden. Der Bedarf an Gas ist für 2024 bereits zu 50 % abgesichert. Für 2025 sind Strom zu 30 % und Gas zu 15 % abgesichert.

Durch die Aufteilung in eine Lead-Buyer- und eine Local- Buyer-Beschaffungsstruktur werden sowohl Mengenbün- delungseffekte gehoben als auch lokale Maximierungs- möglichkeiten umgesetzt. Diese Systematik ist in allen Beschaffungsbereichen installiert und führt in Summe zu einer Minimierung des Einkaufsrisikos.

10 JAHRESABSCHLUSS

Attachments

  • Original Link
  • Original Document
  • Permalink

Disclaimer

Porr AG published this content on 20 March 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 21 March 2024 06:16:07 UTC.