Es sollte bestehende Spielräume für mehr Investitionen nutzen und Strukturreformen energischer vorantreiben, um das Wirtschaftswachstum zu steigern, heißt es in einer IWF-Analyse vom Montag. Dabei plädierte der Fonds für eine Rentenreform, die auf eine längere Lebensarbeitszeit abzielen sollte. So könnten wachstumsdämpfende Effekte aus der rückläufigen Bevölkerungszahl ausgeglichen werden. "Ein dynamischeres Deutschland würde auch dem immer noch brüchigen Wirtschaftsaufschwung im Euro-Raum nützen." Aus IWF-Sicht könnte das Wachstum in Deutschland dieses Jahr etwas höher als die bisher vorausgesagten 1,5 Prozent ausfallen.

Der IWF fordert von Deutschland seit Jahren mehr öffentliche und private Investitionen - insbesondere in Straßen, sonstige Verkehrswege und Energienetze. "Eine Menge muss da noch getan werden", sagte die IWF-Deutschlandexpertin Enrica Detragiache. Dabei sollte das Land aber die hiesigen und europäischen Schuldenregeln befolgen. Detragiache vermerkte positiv, dass Deutschland finanzpolitisch zuletzt großzügiger agiert und damit die Binnennachfrage gestärkt habe. Reformen sollten sich vor allem auf den Arbeitsmarkt konzentrieren. So empfiehlt der Fonds, noch mehr zu tun, um Flüchtlingen dort bessere Chancen zu eröffnen.

Der deutsche Finanzstaatssekretär Jens Spahn hielt der IWF-Forderung nach mehr Investitionen allerdings entgegen: "Es gibt auf Bundesebene kurzfristig kaum zusätzliche sinnvolle Projekte". Nahezu alles, was baureif sei, werde momentan auch angegangen. "Zusätzliche Milliarden für Straßen etwa könnten wir kurzfristig gar nicht ausgeben."Sorgen macht sich der IWF um die deutsche Finanzbranche. Dort habe sich in den vergangenen Jahren zwar viel verbessert in Hinblick auf die Stabilität und Krisen-Festigkeit, urteilte die IWF-Finanzexpertin Michaela Erbenova. Es gebe aber noch etliche Probleme, die vor allem mit dem Niedrigzinsumfeld zusammenhingen. Dabei mache sich bemerkbar, dass sich die deutschen Banken mit relativ hohen Kosten herumschleppten. Auch vielen Lebensversicherern drohten mittelfristig Schwierigkeiten, insbesondere bei Verträgen mit Garantie-Zinsen. Manche der deutschen Finanzfirmen müssten daher ihr Geschäftsmodell ändern.