Hamburg (Reuters) - Der Automarkt in Deutschland ist bisher von einem erneuten Rückschlag durch die zweite Corona-Welle verschont geblieben.

Im November schrumpften die Neuzulassungen nach Daten des Flensburger Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) um drei Prozent auf rund 290.200 Fahrzeuge. Damit hielt sich der Rückgang dank des staatlich angeheizten Booms bei Elektroautos in Grenzen. Im Frühjahr hatte der Lockdown zur Bekämpfung der Pandemie den Pkw-Absatz in die Tiefe gerissen, bevor in den Monaten danach eine langsame Erholung einsetzte. Bis zum Jahresende ist der Rückstand allerdings nicht aufzuholen. Der VDA rechnet mit 2,9 Millionen Neuzulassungen, 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Dadurch nimmt der Druck in den Unternehmen auf weitere Einsparungen zu.

"Dieser starke Rückgang stellt Hersteller und Zulieferer vor große Herausforderungen und erfordert eine Anpassung der Kapazitäten", erklärte VDA-Chefin Hildegard Müller. Ende September arbeiteten in der Automobilindustrie 803.575 Menschen, rund 30.000 weniger als im Vorjahr. Dennoch sieht der Verband auch positive Zeichen: Die Inlandsproduktion von Elektroautos habe sich in den ersten neun Monaten - trotz des schwierigen Umfelds - auf knapp 250.000 Fahrzeuge verdoppelt. Allein im September habe sich die Produktion verdreifacht.

JEDER FÜNFTE NEUWAGEN EINE E-AUTO

Im November setzte sich der Boom fort: Der Absatz an rein batteriegetriebenen Wagen versechsfachte sich nach Daten des KBA im Vergleich zum Vorjahresmonat auf knapp 30.000 Einheiten. Bei Plug-in-Hybriden, die ebenfalls an der Steckdose aufgeladen werden können, verfünffachten sich die Zulassungen fast auf mehr als 30.000 Fahrzeuge. Zusammen lag der Anteil elektrifizierter Wagen an den Neuzulassungen im vergangenen Monat bei 20,5 Prozent - ein neuer Rekord. Einschließlich Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotoren, die weiterhin den größten Anteil ausmachen, kamen seit Jahresbeginn 2,6 Millionen Neuwagen auf die Straßen, minus 21,6 Prozent.

Die Unternehmensberatung EY rechnet damit, dass E-Autos auch im kommenden Jahr begehrt sein werden. Die Nachfrage sei größer als das Angebot, mit der Folge, dass Käufer teils lange auf ihr E-Auto warten müssten, sagte EY-Experte Peter Fuß. Einen weiteren Schub erwartet er durch die Einführung neuer Modelle, die die Hersteller im nächsten Jahr an den Start bringen wollen, um die schärferen CO2-Flottenziele zu erfüllen.

Insgesamt blickt die Branche vorsichtig optimistisch ins nächste Jahr, wenn auch nicht sorgenfrei. Die Verbände prognostizieren einen Anstieg der Neuregistrierungen auf rund 3,1 Millionen Fahrzeuge. Damit ist das Vorkrisenniveau von 3,6 Millionen noch in weiter Ferne. Auch die Produktion dürfte sich erholen. Der VDA rechnet damit, dass 2021 hierzulande 4,2 Millionen Pkw von den Bändern rollen werden nach 3,5 Millionen, die für 2020 erwartet werden. Das wäre ein Anstieg um 20 Prozent, die dramatischen Rückgänge würden damit aber längst nicht wettgemacht.

VDIK-Präsident Reinhard Zirpel erklärte, für eine kräftige Erholung der Pkw-Nachfrage sehe er noch keine ausreichende Basis. Die Unsicherheit wegen der Pandemie dürfte bis weit ins nächste Jahr hinein bleiben.