VEVEY (dpa-AFX) - Der Nahrungsmittelkonzern Nestle ist im dritten Quartal wieder stärker gewachsen. Neben guten Geschäften mit Tierfutter und Kaffee zogen zudem die Erlöse mit Vitaminen und medizinischen Produkten an. Auch das Onlinegeschäft zog an. Die Aktie gewann zu Handelsbeginn am Mittwochmorgen in einem schwachen Markt fast 1,5 Prozent, musste den überwiegenden Teil der Gewinne allerdings wieder abgeben.

Der Konzern habe im dritten Quartal überzeugende Zahlen vorgelegt, schrieb Analyst Andreas von Arx von der Baader Bank. Ein Wachstumstreiber im dritten Quartal sei das Kaffeegeschäft gewesen, so die Analysten der ZKB. Aber grundsätzlich sei das Wachstum breit abgestützt. Von den sieben Produktkategorien hätten sich im Berichtsquartal fünf gegenüber dem ersten Halbjahr verbessert. Positiv sahen Analysten zudem das Onlinewachstum sowie das Geschäft mit Gesundheitsprodukten.

Aus eigener Kraft legten die Erlöse in den ersten neun Monaten um 3,5 Prozent zu, wie das Unternehmen in Vevey mitteilte. Damit übertrafen die Schweizer die durchschnittlichen Analystenerwartungen. Zum Halbjahr hatte Nestle noch ein um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe bereinigtes Umsatzplus von 2,8 Prozent verzeichnet.

Wachstumstreiber war nun unter anderem die Tierfuttermarke Purina. Zudem zahlten sich die Investitionen im Gesundheitsmarkt aus. Das ohnehin wachstumsträchtige Geschäft hat in der Pandemie zusätzlich Schub bekommen: So haben mehr Konsumenten nach Vitaminen, Mineralien und Zusatzstoffen zur Unterstützung der Gesundheit und des Immunsystems gegriffen. Die Tochter Nestle Health Science sei in den ersten neun Monaten organisch zweistellig gewachsen, so der Konzern.

Im nächsten oder übernächsten Jahr könnte sich das Geschäft laut einer Investorenpräsentation im Vergleich zu 2017 verdoppeln: So peilt Nestle mit Health Science 2021/22 einen Umsatz von rund 4 Milliarden Franken an - nach geschätzten 3,3 Milliarden in diesem Jahr und 2,0 Milliarden 2017. Zuletzt hat Nestle hier kräftig zugekauft: Erst vergangene Woche schloss der Konzern die Übernahme des US-Unternehmens Aimmune Therapeutics ab. Aimmune entwickelt und vermarktet Therapien zur Behandlung lebensbedrohlicher Lebensmittelallergien.

Zudem kurbelte die Pandemie das Onlinegeschäft an. In den ersten neun Monaten 2020 wuchsen die Einnahmen im E-Commerce um fast die Hälfte (47,6 Prozent) und steuerten den Angaben zufolge damit 12,3 Prozent zum Gesamtumsatz bei. 2019 hatte der Anteil noch bei 8,5 Prozent gelegen. Vor allem Kaffee, Purina-Tierfutter und Gesundheitsprodukte wie Vitamine sind im Onlinehandel gefragt. Auf der anderen Seite sind die Umsätze in Restaurants, Hotels und Cafés eingebrochen - und damit auch das Außer-Haus-Geschäft von Nestle. Dieses umfasst etwa die Belieferung der Gastronomie mit Nestle Professionals, mit Nespresso und Starbucks-Produkten sowie mit Wasser.

Der ausgewiesene Umsatz des Konzern sank jedoch wegen Verkäufen von Unternehmensteilen und dem stärkeren Franken um 9,4 Prozent auf 61,9 Milliarden Schweizer Franken (rund 57,7 Mrd Euro), wie es weiter hieß. Nestle hatte etwa das Hautpflegegeschäft Nestle Skin Health verkauft. Insgesamt verringerten Verkäufe und Währungseffekte den Umsatz um 12,9 Prozent.

Die Prognose konkretisierte Nestle leicht. So erwartet der Hersteller von Nespresso-Kaffee, Purina-Tierfutter oder Cailler-Schokolade für 2020 ein organisches Umsatzplus von rund 3 Prozent, bislang hatte das Management 2 bis 3 Prozent in Aussicht gestellt./nas/AWP/eas