Frankfurt (Reuters) - Die Lufthansa setzt nach der Belastung durch Streiks im ersten Quartal auf eine starke Sommersaison und will die Kosten durch Einsparungen stabil halten.

Die globale Nachfrage bleibe vor allem bei Privatreisenden hoch, aber auch Geschäftsreisen nähmen wieder zu, erklärte die Fluggesellschaft am Dienstag. Bei so vielen Urlaubszielen wie nie zuvor im Programm lägen die Buchungen für den Sommerflugplan 16 Prozent über Vorjahr. "Wir lassen heute das erste Quartal hinter uns, das vor allem durch Streiks belastet wurde und stehen an einem Wendepunkt", erklärte Vorstandschef Carsten Spohr. "Schon jetzt ist klar: Es wird wieder ein sehr starker Reisesommer."

Zunächst muss aber vor allem die Hauptmarke Lufthansa nach den Tarifkonflikten im eigenen Haus und an Flughäfen hohe Streikkosten von 350 Millionen Euro verdauen. Die Airline steuert mit einem Sparprogramm dagegen, bei dem auch Stellen in der Verwaltung auf den Prüfstand kommen. "In den nächsten Monaten werden wir intensiv daran arbeiten, die Auswirkungen steigender Kosten zu kompensieren", erklärte Finanzchef Remco Steenbergen. Ohne Berücksichtigung der Streiks sollen die Stückkosten im Gesamtjahr stabil bleiben.

GEWINNZIEL VERRINGERT

Wie das Unternehmen schon Mitte des Monats bekannt gegeben hatte, verdreifachte sich der Betriebsverlust im saisonal schwachen Auftaktquartal gegenüber dem Vorjahresquartal auf 849 Millionen Euro. Hauptgrund waren die Kosten durch Flugausfälle infolge des Arbeitskampfs von Boden- und Kabinenpersonal der Lufthansa sowie des fliegenden Personals bei der österreichischen Tochter Austrian Airlines (AUA). Die Durchschnittserlöse, ein Gradmesser für die Ticketpreise, sanken im ersten Quartal leicht nach kräftigem Plus im vergangenen Jahr. Trotz der Beilegung aller Tarifkonflikte sind die Folgen auch im zweiten Quartal noch zu spüren, weil verunsicherte Kunden lieber bei anderen, von Arbeitskampf verschonten Airlines buchten. Das Betriebsergebnis von April bis Juni wird unter Vorjahr erwartet, im zweiten Halbjahr dann über Vorjahr.

Die Airlines des Konzerns, zu denen auch die Ferienflieger Eurowings und Discover sowie Swiss und Brussels Airlines gehören, zählten mit 24 Millionen zwölf Prozent mehr Fluggäste. Das Sitzplatzangebot war aber niedriger als geplant. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Nicht nur die Passagier-Airlines, auch die Frachttochter Lufthansa Cargo machte Verlust aufgrund der Streiks und nimmt weniger ein, da sich die Frachtraten nach dem pandemiebedingten Boom normalisieren. Auch das Wartungsgeschäft von Lufthansa Technik litt unter dem Arbeitskampf, der mit kräftigen Tariferhöhungen bei Laufzeiten von drei Jahren beigelegt werden konnte.

Im Gesamtjahr bieten die Airlines 92 Prozent der Kapazität von 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise, an statt bisher geplanter 94 Prozent. "Der Anstieg fällt damit aufgrund weiterer Investitionen in die operative Stabilität und verzögerter Flugzeuglieferungen geringer aus als ursprünglich geplant", erklärte die Lufthansa. Wegen des hohen Verlusts zum Jahresauftakt kappte der Konzern seine Gewinnprognose 2024 um eine halbe Milliarde Euro auf 2,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich erhöhte sich der Verlust im ersten Quartal um 57 Prozent auf 734 Millionen Euro.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)