Von Telis Demos

NEW YORK (Dow Jones)--Großbanken haben eine Menge an Bargeld in ihren Büchern. Bis dieses jedoch in die Taschen der Aktionäre wandert, ist es noch ein weiter Weg.

JPMorgan Chase gab am Freitag bekannt, dass am Ende des Jahres 2020 insgesamt 1,4 Billionen US-Dollar an Barmitteln und marktfähigen Wertpapieren zu Buche standen. Das waren rund 450 Milliarden US-Dollar mehr, als die Aufsichtsbehörden verlangen. Bei Citigroup, PNC Financial Services, JPMorgan und Wells Fargo, die alle am Freitag Gewinne meldeten, machten die liquiden Mittel zum Jahresende etwa 15 Prozent ihrer Bilanzsummen aus. Im Jahr zuvor waren es noch deutlich weniger als 10 Prozent.

Dahinter verbirgt sich eine Welle von Einlagen, die von der Bilanzausweitung der Federal Reserve und fiskalischen Anreizen angeschoben wird. Nach Angaben der Fed entsprechen die Kredite großer US-Banken nur noch etwa 56 Prozent ihrer Einlagen, nach rund 70 Prozent vor der Covid-19-Pandemie.

Begünstigt wurden die Gewinne dieser Banken vor allem im vierten Quartal durch niedrigere Kosten bei der Kreditvergabe infolge der Auflösung von Rückstellungen. Genau davon wollen Anleger im neuen Jahr noch mehr sehen.

Laut JPMorgan haben die Makroökonomie und die mit reichlich Liquidität gesegneten Firmen unter den Kreditnehmern die Auflösung von Rückstellungen im Großkundengeschäft möglich gemacht. Rückstellungen für das Kreditkartengeschäft konnten auf relativ niedrigem Niveau gehalten werden.

Die höheren Gewinne im vierten Quartal könnten den Banken erlauben, ihre Aktienrückkäufe entsprechend der Ausschüttungsformel der Federal Reserve zu steigern, da diese an die durchschnittlichen Quartalsgewinne gebunden sind. JPMorgan teilte mit, die Bank habe aktuell eine Nettokapazität für Rückkäufe in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal. Diese sind Teil der 30 Milliarden US-Dollar, die der Vorstand der Bank nach den Stresstestergebnissen der Fed im Dezember genehmigt hatte.

Wie viel davon tatsächlich verwendet werden kann, bleibt jedoch abzuwarten. JPMorgan warnte bereits: Es gebe ein paar heikle Fragen zur benötigten Höhe der Eigenkapitalausstattung unter den sich anbahnenden, neuen regulatorischen Anforderungen.

Zum einen wurde darauf hingewiesen, dass der durch die Fed zugestandene Verzicht auf bestimmte Leverage-Anforderungen für Staatsanleihen und Bargeld bei der Zentralbank abgelaufen ist. Führungskräfte von JPMorgan sagten sogar, sie würden die Ausgabe von Vorzugsaktien erwägen, um die Kapitalkapazität für den Rückkauf von Stammaktien zu erhöhen.

Die Auswirkungen all der überschüssigen Geldmittel auf die Rentabilität werden zunehmend zurückhaltend beurteilt. Während es den Banken an guten Möglichkeiten fehlt, Bargeld ohne Kreditwachstum zu platzieren, haben sie dennoch im vierten Quartal ihr Anlagevermögen gesteigert - und das trotz des Gegenwinds durch die vorgezogene Ablösung hypothekarisch gesicherter Titel. Dies trug dazu bei, den quartalsbezogenen Rückgang ihrer Nettozinsmarge auszugleichen - ein Maß für die Kernrentabilität der Banken.

Der profitable Einsatz von Liquidität bleibt dennoch eine Herausforderung. Der KBW Nasdaq Bank Index ist in diesem Jahr bislang um über 9 Prozent gestiegen. Am Freitagnachmittag gab er aber um mehr als 3 Prozent nach, da die Banken wenig Optimismus hinsichtlich des Kreditwachstums signalisierten.

Insbesondere tilgen Verbraucher laut JPMorgan weiterhin Kreditkartenschulden in einem "außergewöhnlichen" Tempo, und viele Unternehmen schwimmen selbst in eigenem Geld.

Im noch jungen Jahr 2021 ächzen die Banken unter der Geldschwemme. Wann dies jedoch zu nachhaltigen Gewinnen bei der Kreditvergabe und den Renditen für die Aktionäre führen könnte, ist schwer zu beurteilen.

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January 18, 2021 04:10 ET (09:10 GMT)