EGL AG : Schwieriges Marktumfeld und Netzabschreiber führen zu tieferem Ergebnis

Dietikon,  Montag, 23. Januar 2012

Die EGL Gruppe erzielte im Geschäftsjahr 2010/11 eine gegenüber dem Vorjahr tiefere Bruttomarge von CHF 502.1 (-23%). Hauptgründe dafür waren das deutlich tiefere Ergebnis im Energiehandel und der schwache Euro. Auch das Unternehmensergebnis von CHF 22.2 Mio. (-12%) fiel gegenüber dem Vorjahr tiefer aus. Dieses wurde insbesondere durch Abschreibungen auf Forderungen gegenüber dem Übertragungs-netzbetreiber Swissgrid belastet. Hingegen entwickelte sich der Ausbau des Kundengeschäfts mit strukturierten Produkten und innovativen Dienstleistungen (Origination) erfreulich.

Verantwortlich für die erneut tiefere Bruttomarge waren insbesondere das schwächere betriebliche Handelsergebnis, die wegen anhaltend moderaten Strompreisen geringen Laufstunden der Gas-Kombikraftwerke in Italien, die im Stromhandel abnehmenden Preisunterschiede zwischen Italien und Zentraleuropa sowie der schwache Euro. Auf der Kostenseite konnten im Rahmen der inzwischen abgeschlossenen Kostenreduktions-massnahmen die Personalkosten um 18 Prozent gesenkt und der übrige Betriebsaufwand um 5 Prozent verkleinert werden. Innert Jahresfrist hat die EGL die betrieblichen Kosten um mehr als CHF 40 Mio. gesenkt. Gegenüber dem Übertragungs-netzbetreiber Swissgrid musste die EGL Netzentgeltforderungen von CHF 39.8 Mio. wertberichtigen. Dies als Folge der Grundsatzvereinbarung bezüglich der Übertragung des Höchstspannungsnetzes in der Schweiz an Swissgrid und aufgrund eines ElCom-Entscheides, der die Überführung der Netze der EGL zu einem gegenüber dem Buchwert der EGL um CHF 79 Mio. tieferen Wert vorsieht. Entsprechende Beschwerden der EGL gegen die zu tiefe Bewertung der ElCom sind beim Bundesverwaltungsgericht noch hängig.

Energy Trading & Origination
Das betriebliche Ergebnis des Geschäftsbereiches Energy Trading & Origination fiel mit CHF 30.2 Mio. bedeutend tiefer aus als im Vorjahr (-73%). Hauptgrund hierfür war ein deutlich schwächeres Ergebnis im grenzüberschreitenden Stromhandel mit Italien. Die im letzten Jahr angekündigte Konzentration auf den Ausbau des Origination-Geschäfts zeigt hingegen Wirkung: In allen Handelsregionen entwickelte sich das Kundengeschäft mit strukturierten Produkten und innovativen Dienstleistungen positiv und konnte weiter ausgebaut werden. Dieser Bereich bietet gute Wachstumsmöglichkeiten und generiert Erträge, welche die volatilen Erträge aus dem Eigenhandel ausgleichen sollen.

Assets
Auch der Geschäftsbereich Assets erzielte mit CHF 79.9 Mio. ein tieferes betriebliches Ergebnis als in der Vorjahresperiode (-20%). Hauptgrund dafür waren die tieferen Betriebsstunden der EGL Gas-Kombikraftwerke in Italien wegen der geringen Differenz zwischen Erdgas- und Zertifikatpreis einerseits und dem Strompreis andererseits (Clean Spark Spread). Hingegen erfolgten die Stromlieferungen an die EGL über ihre Langfristverträge und Beteiligungen an Kernkraftwerken in der Schweiz und in Frankreich sowie an einem Windpark in Spanien im Rahmen der Erwartungen. Die Stromproduktion der Wasserkraftwerke, an denen die EGL beteiligt ist, lag wegen der geringen Niederschläge leicht unter dem zehnjährigen Mittelwert.

Im Rahmen der Fokussierung der Asset-Strategie konzentrierte sich die EGL auf Windkraft-Projekte. Für den Offshore-Windpark Global Tech I in der deutschen Nordsee wurde im Herbst 2011 die Finanzierung gesichert. Die Inbetriebnahme des ersten Teils des 400-MW-Windparks ist für 2012 geplant. In Italien ist der 66-MW-Windpark Winbis bereits im Bau und soll seinen Betrieb im dritten Quartal 2012 aufnehmen. Die EGL hat zudem mit fünf Schweizer Energieversorgern im Juli 2011 die Beteiligungsgesellschaft Terravent AG gegründet. Deren Zweck sind Investitionen in Windparks in Europa. Im Bereich der Wasserkraft ist die EGL gemeinsam mit dem grössten unabhängigen französischen Stromanbieter Direct Energie eine Partnerschaft eingegangen, um sich in Frankreich für Wasserkraftkonzessionen zu bewerben, die zur Erneuerung ausgeschrieben werden.

Gas Supply & Southeast Europe
Der Geschäftsbereich Gas Supply & Southeast Europe verbesserte sein betriebliches Ergebnis gegenüber dem Vorjahr auf -12.5 Mio. (+66%). Im Erdgasgeschäft blieb der Absatz aufgrund des anhaltenden Angebotsüberhangs, einer weiterhin verminderten Nachfrage und der nur geringfügig korrigierten Entkopplung der Öl- und Gaspreise erschwert. In der Türkei gründeten die EGL und die Demirören Gruppe zwei Joint Ventures mit dem Ziel, die Marktpräsenz im türkischen Strom- und Erdgasmarkt auszubauen. Zudem unterzeichnete die EGL eine Grundsatzvereinbarung mit der türkischen Erdgasgesellschaft Botas für eine Kooperation im Gasbereich. Weitere Fortschritte erzielte die EGL mit ihren Partnern im Projekt der Trans Adriatic Pipeline (TAP) zur Erschliessung des südlichen Gaskorridors. Um Erdgas aus Aserbaidschan beziehen zu können, verhandelte die EGL zudem mit dem Shah-Deniz-Konsortium. Der Entscheid über die Vermarktung dieses Gasfeldes und die bevorzugte Transportroute nach Europa soll im ersten Quartal 2012 fallen.

Synergien nutzen und Kräfte europaweit bündeln
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die EGL mit einem weiterhin anspruchsvollen Geschäftsumfeld, das sowohl von regulatorischen Massnahmen wie auch von der wirtschaftlichen Entwicklung Europas beeinflusst wird. Zudem wird der Entscheid des Shah-Deniz-Konsortiums direkten Einfluss auf die Weiterverfolgung des TAP-Projekts haben. Mit der geplanten Integration der EGL in den Axpo Konzern per 1. Oktober 2012 werden Synergien genutzt und Kräfte gebündelt. Die EGL wird ihre paneuropäischen Strukturen und ihre Erfahrung im internationalen Energiehandel sowie im Origination-Geschäft in den Konzern einbringen.

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