Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

REISEBRANCHE: Die Schweizer Reisebüros sind trotz der Lockerungen im Reiseverkehr weiter in Existenznot. Laut dem Präsidenten des Schweizer Reise-Verbands, Max Katz, könnten im Winter bis zu 50 Prozent der Reisebüros schliessen, wenn es nicht weitere staatliche Hilfen gibt. Das Auslaufen des Betreibungsstopps Ende September stelle die Unternehmen vor grosse Probleme. "Am 19. August entscheidet der Bundesrat über das Schicksal der Schweizer Reisebranche. Es geht um Leben oder Sterben", sagte Katz in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag". Der Verband sei daran, mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Lösungen zu erarbeiten. Nun liege es an Bundesrat Guy Parmelin, den Gesamtbundesrat von einem nachhaltigen Hilfspaket für die Reisebranche zu überzeugen. Wenn vom Bund keine substantielle Hilfe käme, würden im Winter bedauerlicherweise bis zu 50 Prozent aller Schweizer Reisebüros schliessen müssen, so Katz weiter. "Das wären über 4'000 Vollzeitstellen, die wegfallen." (NZZaS, S. 21, siehe auch separate Meldung)

AUTOBRANCHE: Die Schweizer Autobranche beklagt die mangelnde Unterstützung durch die Politik in der Coronakrise. Zweimal habe sich der Branchenverband Auto-Schweiz mit einem schriftlichen Hilferuf an Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga gewandt und um ein Treffen gebeten, schreibt die "Aargauer Zeitung/Schweiz am Wochenende". Dieses habe aber bis heute nicht stattgefunden. "Wir warten noch immer auf einen Termin", sagt Andreas Burgener, Direktor von Auto-Schweiz. "Der Bundesrat stützt den ÖV mit 700 Millionen. Wir gehen leer aus. Das darf nicht sein." Die Automobilbranche wolle kein Geld. Sie fordert, dass die neuen CO2-Zielwerte, die am 1. Januar 2020 in Kraft traten, wegen der Krise um zwölf Monate verschoben werden. Der Branche drohen Sanktionszahlungen, wenn sie den Zielwert von aktuell 95 Gramm CO2 pro Kilometer überschreitet. 2019 hatte die Branche bei einem Grenzwert von 130 Gramm CO2/km 78 Millionen Franken gezahlt. (SaW, S.5)

KULTURBRANCHE: Die vom Bundesrat versprochene rasche Unterstützung für Kulturunternehmen fliesst nicht, berichtet die "Sonntagszeitung". Die meisten warten noch auf Ausfallentschädigungen. Jetzt würden Konkurse und Entlassungen drohen. Laut einer Umfrage der Schweizer Bar- und Clubkommission unter ihren Mitgliedern haben 54 Prozent der Musikclubs, Musikbars, Konzert- und Veranstaltungslokale bis zum Erhebungszeitraum (16.-23. Juli), ein Gesuch für eine Ausfallentschädigung eingereicht. Doch nur 9 Prozent haben bisher eine erhalten. "Viele Clubs haben schon früh, im März oder April, ihre Gesuche eingereicht und warten immer noch auf einen Entscheid", wird Alexander Bücheli von der Schweizer Bar- und Clubkommission zitiert. Besonders langsam seien die Kantone Zürich, Bern und Basel-Stadt. "Jetzt geht es wirklich ums Überleben und darum, in den nächsten ein, zwei Monaten Konkurse zu verhindern." (SoZ, S.27)

KONZERNVERANTWORTUNGSINITIATIVE: Hans-Ulrich Bigler, der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, lässt offen, wie er bei der Konzernverantwortungsinitiative abstimmen wird. "Ob ich zur Initiative Ja oder Nein sage, ist im Moment offen", sagte er gegenüber der "SonntagsZeitung". Damit sei er innerhalb des Gewerbes nicht allein. "Gewisse kantonale Gewerbeverbände diskutieren die Initiative kontrovers." Laut Bigler seien viele Gewerbler verärgert über die Grossfirmen und ihre Vertreter. "Das Verhalten der Konzerne ist zunehmend unerträglich. Sie helfen den kleinen Unternehmen wenig, fordern aber immer die vorbehaltlose Unterstützung für ihre Anliegen." Auch die Kampagne von Economiesuisse gegen die Initiative kritisiert Bigler scharf. Die Behauptung, die KMU würden deren Folgen am meisten spüren, bezeichnet er als "Unsinn". (SoZ, S. 29)

BEGRENZUMGSINITIATIVE: Die "Schweiz am Wochenende" hat Schweizer CEOs und Verwaltungsratspräsidenten wichtiger Unternehmen gefragt, was sie von der Begrenzungsinitiative halten. Die Antworten waren einhellig ablehnend. Zu den Befragten zählten Hansueli Loosli (Coop und Swisscom), Severin Schwan (Roche), Peter Voser (ABB) sowie die Grossbankenchefs Sergio Ermotti (UBS) und Thomas Gottstein (CS). Alle Antworten haben den Tenor, dass die SVP-Initiative den Interessen des Wirtschaftsstandorts schaden würde. Die Zeitung hatte die Befragung gestartet, nachdem SVP-Nationalrätin und EMS Chemie-Chefin Magdalena Martullo-Blocher zuvor in einem Interview gesagt hatte, dass viele ausländische Chefs auf Seite der EU stünden und andere Interessen hätten als die Chefs mit Schweizer Bürgerrecht. (Schweiz am Wochenende, Aargauer Zeitung, S. 2f)

UPC-SUNRISE: UPC-Chef Baptiest Coopmans hat sich in einem Interview mit der "SonntagsZeitung" zur Kooperation mit Huawei geäussert. Der UPC-Mutterkonzern Liberty Global habe einen seiner Sitze in den USA, doch die Hauptzentrale von Liberty Global habe ihren Sitz in Grossbritannien, sagt Coopmans. "Für sie gelten also die britischen Vorgaben und nicht die amerikanischen. Kommt hinzu, dass UPC eine Schweizer Firma ist. Sie hat sich an die hiesigen Vorschriften zu halten und nicht an ausländische", sagt der UPC-Chef. Allerdings müssen auch britische Anbieter ab 2027 alle Huawei-Komponenten aus ihren Netzen entfernen. "Was Huawei und 5G betrifft, so haben die deutschsprachigen Länder eine gemässigtere Haltung eingenommen als die angelsächsischen", entgegnet Coopmans. Er erwarte deshalb keine bedeutenden Veränderungen. Man sei aber vorbereitet, wenn sich die Ausgangslage ändern sollte. (SoZ, S. 30)

BETRUGSFALL: Die Privatbank UBP ist Medienberichten zufolge erneut in einen Betrugsfall verwickelt. Ein selbstständiger Vermögensverwalter und früherer UBP-Mitarbeiter soll Gelder in Millionenhöhe veruntreut haben und dabei ein Depot bei der Privatbank genutzt haben, schreibt die NZZ. Bereits zuvor hatte das Branchenportal "Inside Paradeplatz" darüber berichtet, dass sich der "E. A." genannte Vermögensverwalter derzeit in Untersuchungshaft befinde. Zwischen 2010 und 2018 soll er ein ausgeklügeltes Betrugssystem aufgebaut haben, schreibt die NZZ unter Berufung auf eine mit den Umständen vertraute Person. (NZZ, 15.8., S. 25)

GOLDHANDEL: Der Präsident des Verbandes der Schweizer Edelmetallindustrie Cédric Léger kritisiert die Verarbeitung von Gold aus undokumentierten Quellen. "Gold aus zweifelhaften Quellen hat keinen Platz in der Schweiz", sagte Léger gegenüber der "SonntagsZeitung". Viel Gold, dessen Herkunft nicht bekannt ist oder das aus Konfliktgebieten stammt, wird in der Schweiz verarbeitet. Vor allem von der Raffinerie Valcambi im Tessin bei der der Verband eine Abklärung der Situation verlangt habe. Valcambi-Konzernchef Mesaric bestätigte gegenüber der Zeitung den Empfang des Schreibens, zeigt sich aber unbeeindruckt: "Wir werden den Brief beantworten und ausführlich Stellung zu den Vorwürfen von Swissaid nehmen." (SoZ, S.29, siehe auch separate Meldung zur Swissaid-Studie zum Goldhandel)

CLARIANT: Clariant schneidet in einem Ranking von Schweizer Unternehmen im Umgang und der Verwandung von Palmöl schlecht ab. Nur rund vier Prozent des vom Unternehmen verarbeiteten Palmöls sei zertifiziert, heisst es in der "Sonntagszeitung" unter Berufung auf eine Studie des WWF. "Nicht zertifiziertes Palmöl stammt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von Plantagen, für die Regenwald gerodet wurde", word Romain Deveze, Rohstoffexperte beim WWF, in dem Artikel zitiert. Clariant schiebe die Schuld an der tiefen Quote zertifizierter Palmöl-Produkte auf die Kunden. "Die Kundennachfrage bestimmt den Anteil an zertifizierten und nachhaltigen Produkten", sagt eine Sprecherin. Die Durchsetzung höherer Preise für zertifiziertes Material sei eine Herausforderung. (SoZ, S. 32)

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