Das deutsche Reinheitsgebot für Bier, erlassen vom bayerischen Herzog Wilhelm IV. im Jahre 1516, ist die älteste bis heute gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt. Noch älter ist die Geschichte der Brauerei Berg. Sie geht zurück bis ins Jahr 1466. Seit 1757 ist die Brauerei im Familienbesitz, und bis heute wird in den Kupferkesseln aus Gerste, Hopfen und Wasser Bier gebraut. Als 2015 das Dach saniert wurde, kam dann erstmals auch das CREATON-Reinheitsgebot zum Tragen. Eingesetzt wurden keramische Tondachziegel, hergestellt mit Erde, Feuer, Wasser und Luft, im Engobenfarbton 'NUANCE' kupferrot.

Erste Dachsanierung nach hundert Jahren

Das Dach der Brauereiwirtschaft war noch das Originaldach aus der Erbauungszeit des Gebäudes 1911. Den engobierten Segmentschnittbibern sah man die Abnutzung deutlich an. Die gesamte Brauerei bekam deshalb außen und innen sowie auf dem Dach eine Totalsanierung.

Denkmalrechtliche Auflagen waren an dem Gebäude nicht zu beachten. Dennoch galt es, so der Auftrag des Bauherrn, das Bestandsbild des Gesamtgebäudes zu erhalten. Dabei wollte der Bauherr, die gesamten Dacharbeiten (Zimmerer-, Dachdecker und Spenglerarbeiten) in eine Hand vergeben, um keine Zuständigkeits- und Koordinationsprobleme aufkommen zu lassen.

Dafür bot sich der ortsansässige Zimmerei - und Dachdeckerbetrieb Betz Holzbau GmbH an, der schon Jahrzehnte mit dem Auftraggeber (Berg Brauerei) zusammenarbeitete. Auf sein Angebot hin erfolgte im November 2014 die Auftragsvergabe.

Enger Zeitplan, präzise Koordination

Dachdeckermeister Helmut Betz: 'Der zeitliche Ablauf war sehr eng gefasst. Am 6. Januar wurde in der Brauereigaststätte die letzte Veranstaltung abgehalten, am 7. Januar begannen die sehr umfangreichen Umbauarbeiten. Ab Mitte Januar mussten wir im östlichen Gebäudebereich einen Anbau mit Personenaufzug über drei Geschosse und einen Technikraum erstellen. Schon am 4. März wurde der Gaststättenbetrieb wieder aufgenommen. Gleichzeitig begannen die Dachdeckerarbeiten, die Ende März beendet waren. Das enge Zeitfenster und die Jahreszeit waren schon eine besondere Herausforderung, zumal der Fertigstellungstermin für die Dacharbeiten schon im Januar festgeschrieben wurde, obwohl niemand die Witterungsverhältnisse voraussagen konnte. Und dass die Arbeiten bei laufendem Gaststättenbetrieb durchzuführen waren, erforderte eine erhöhte Sorgfalt bezüglich der Arbeitssicherheit und der Sicherheit der Gäste.'

Parallel zu den Dacharbeiten wurden die Fassadenarbeiten und Arbeiten an den Außenanlagen durchgeführt, was von den beteiligten Handwerkern einige Abstimmungsgespräche und viel Rücksichtnahme erforderte. So erfolgte auch die Gerüststellung durch den Stuckateur, der die Fassadenarbeiten ausführte, während der Rohbauunternehmer den Baukran mitnutzte, den die Dachdecker für den Materialtransport aufgestellt hatten.

Die Kooperation mit dem Bauherren und Architekten konnte sich dabei auf das Mindestmaß beschränken, da die Aufgabenstellung - ein neues Dach- ohne besondere Veränderungen des Erscheinungsbildes - bekannt war und die technischen Details vor Ort in Verbindung mit dem Spengler gelöst wurden.

Handarbeit und Sonderanfertigungen

Die Betz Holzbau GmbH ist ein langjähriger CREATON-Kunde und empfahl für das neue Dach die regionaltypischen Biberschwanzziegel von CREATON. Im Gespräch mit dem Bauherrn einigten sich CREATON-Fachberater Uli Lang und der Dachdecker für das rund 700 m² große Hauptdach auf die Sonderanfertigung 'AMBIENTE' im Segmentschnitt mit einer 'NUANCE'-Oberfläche kupferrot engobiert. Das knapp 2 m² kleine Pultdach über der Erweiterung des Erdgeschosses auf der linken Hausseite sollte mit handgemachten 'MANUFAKTUR'-Turmbibern, ebenfalls im Segmentschnitt und kupferrot engobiert, eingedeckt werden. Während der 'normale' Biber mit einem Maß von 180 x 380 x 14 mm auf einer so kleinen Fläche aufwendiger auszuführen ist, ergibt sich mit dem kleineren Turmbiber mit 140 mm Breite und 280 mm Länge ein ausgewogeneres Deckbild.

Komplett erneuert

Das Satteldach wird auf der Vorderseite von einer großen Gaube geprägt, gebildet aus je einer Satteldachgaube links sowie rechts und verbunden durch eine Schleppgaube. Auf der Rückseite gibt es mittig eine große Satteldachgaube, rechts davon eine Walmgaube und links ein Anbau mit Walmdach. Bei der Dachkonstruktion im Bereich der Gauben begannen die Handwerker mit einer Unterdachkonstruktion aus Holzfaserplatten in 60 mm Dicke und einer Unterdeckbahn. Eine regensichere Konstruktion musste über den gesamten Zeitraum gewährleistet sein, da schon fertig sanierte Räume wie Saal- und Wirtschaftsgebäude bzw. Wohn- und Büroräume in den darunterliegenden Etagen vorhanden waren.

Die Hinterlüftung wurde mit Firstanschlusslüfterziegeln hergestellt. Grat- und Firstziegel wurden mit dem First-Fix-System von CREATON trocken verlegt, um eine optimale Durchlüftung der gesamten Dachfläche zu gewährleisten.

Auf dem Unterdach wurden Konterlatten mit 40 mm Höhe aufgebracht und die Dachlattung ausgeführt. Die Einteilung der Dachlattung erfolgte aufgrund der Dachdeckerfachregeln bzw. des Herstellers, bei einer Dachneigung von 45 ° mit max. 15,5 cm und bei den flacher geneigten Schleppgaubenflächen mit 14,5 cm. Als technische Besonderheit war die Mansardfläche konkav ausgebildet, so dass die Konterlattung mehrschichtig ausgeführt werden musste, um den Biegeradius zu ermöglichen.

Darauf verlegten die Dachdecker in Doppeldeckung die 'AMBIENTE'-Biber. Die Kehlen zwischen Satteldachgauben und Satteldachfläche wurden aus optischen Gründen mit einer Nockenkehle ausgestattet, um ein einheitliches Deckbild der Biberschwanzziegel zu erreichen, das nicht durch Kehlbleche unterbrochen wird.

Die Übergänge der Grat- und Firstbereiche wurden mit Walmkappen hergestellt. Um an den Ortgängen des Satteldachs und der Satteldachgauben einen sauberen Abschluss zu haben, wurden hier 1¼ und ¾-Ziegel eingesetzt. Im Schnitt ergab sich auf der Dachfläche ein Quadratmeterverbrauch von 36 Stück. Die Dachdurchdringungen konnten dank dem Originalzubehör von CREATON fachgerecht, schnell und sicher ausgeführt werden. Auf die Sanitärlüftungsleitung kam als krönender Abschluss ein keramisches 'SIGNUM' Dunstrohr Typ A, selbstverständlich ebenfalls in der Ausführung 'NUANCE' kupferrot engobiert, passend zum 'AMBIENTE' Biber im Segmentschnitt.

Hält Stürmen stand

Entsprechend den Fachregeln wurde natürlich die Sicherung der Ziegel gegen Windsog vorgenommen. Mit Hilfe des Sturmklammer-Assistenten, den CREATON auf der Internetseite im Service-Bereich anbietet, ermittelte Betz Holzbau die genaue Anzahl und die Platzierung der benötigten Klammern im Bereich der Ortgänge, der First- und Trauflächen für die Windzone 1, in der Ehingen liegt.

Das 500-jährige Jubiläum des Reinheitsgebots 2016 feiert die Brauerei also windgeschützt und im neuen Glanz.

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