WASHINGTON/TEHERAN (dpa-AFX) - Die bei Teheran abgestürzte ukrainische Passagiermaschine könnte US-Medienberichten zufolge von einer iranischen Flugabwehrrakete getroffen worden sein. US-Regierungsbeamte hielten dies für hoch wahrscheinlich, berichtete der TV-Sender CBS am Donnerstag unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen. Das Nachrichtenmagazin "Newsweek" berichtete unter Berufung auf zwei Pentagon-Mitarbeiter, dies sei wohl versehentlich geschehen.

Die Annahme sei, dass das iranische Luftabwehrsystem aktiv gewesen sein könnte, nachdem am Mittwoch vom Iran aus Raketen auf von US-Soldaten genutzte Militärstützpunkte im Irak abgefeuert worden waren, berichtete "Newsweek". Der Iran hatte zuvor Spekulationen über einen Abschuss bereits zurückgewiesen.

US-Präsident Donald Trump heizte Mutmaßungen über die Absturzursache der Boeing 737 unterdessen an. "Ich habe meinen Verdacht", sagte Trump am Donnerstag im Weißen Haus. "Ich will das nicht sagen, weil andere Menschen auch diesen Verdacht haben. Es ist eine tragische Angelegenheit." Trump sagte weiter: "Jemand könnte einen Fehler gemacht haben." Einige Menschen vermuteten, dass es einen mechanischen Fehler gegeben haben könnte. Er persönlich glaube, das stehe nicht zur Debatte. Auf die Frage, ob die Maschine aus Versehen abgeschossen worden sein könnte, sagte er allerdings: "Das weiß ich wirklich nicht."

Bei dem Absturz inmitten des bewaffneten Konflikts zwischen den Iran und den USA waren am Mittwoch mehr als 170 Menschen ums Leben gekommen. Die britische Regierung forderte am Donnerstag eine "vollständige und transparente Untersuchung" zur Ursache des Absturzes.

Die Aktie des US-Flugzeugbauers Boeing, die nach dem Absturz am Mittwoch an Wert verloren hatte, legte angesichts der Berichte am Donnerstag zu. Zuletzt lag sie mit 1,5 Prozent im Plus.

Die iranischen Behörden bekräftigten am Donnerstag erneut, dass eine technische Ursache zu der Katastrophe geführt habe. "Wegen eines technischen Defekts hat die Maschine Feuer gefangen, und dies führte zum Absturz", sagte Verkehrs- und Transportminister Mohammed Eslami der Nachrichtenagentur Isna. Die Ukraine schließt hingegen einen Raketenangriff oder einen Terroranschlag als Ursache nicht aus.

Die Präsidenten des Irans und der der Ukraine einigten sich auf eine gemeinsame Zusammenarbeit zur Aufklärung der Absturzursache. "Expertenteams beider Länder sollten die genaue Absturzursache gründlich untersuchen", sagte Hassan Ruhani seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj in einem Telefongespräch am Donnerstag./lkl/DP/stw