EVERETT/SHANGHAI (dpa-AFX) - Der US-Flugzeughersteller Boeing hat zum ersten Mal seit 2019 wieder einen "Dreamliner"-Langstreckenjet direkt nach China geliefert. Die Maschine für die private chinesische Gesellschaft Juneyao Airlines startete am Donnerstag von Boeings Werk in Everett (US-Bundesstaat Washington) nach Shanghai, wo sie am Freitag ankam. Dies geht aus Flugdaten des Portals Flightradar24 hervor. Boeing und Juneyao bestätigten die Auslieferung. Für den gebeutelten Flugzeugbauer ist die Freigabe durch die chinesischen Behörden ein Durchbruch: Sie hatten Boeing seit mehreren Jahren großenteils vom Luftfahrtmarkt des Landes ausgeschlossen.

Der letzte neue Passagierjet vom Typ 787 "Dreamliner" war 2021 aus den USA nach China geliefert worden. Dabei handelte es sich jedoch um eine Maschine eines US-Leasingunternehmens, die an eine chinesische Airline vermietet wurde. Der Hersteller selbst hatte 2019 zum letzten Mal einen "Dreamliner" nach China geliefert. Zuletzt standen bei Boeing noch etwa zwölf fertige Maschinen des Typs für chinesische Kunden herum.

Flugzeugauslieferungen nach China müssen immer von den dortigen Behörden freigegeben werden. Daher haben die Lieferstopps für den "Dreamliner" und Boeings Mittelstreckenjet-Modell 737 Max auch eine politische Dimension im Handelskrieg zwischen China und den USA.

Jetzt wartet die Boeing-Führung darauf, dass sie nach fast fünf Jahren Unterbrechung auch wieder Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max nach China liefern kann. Nach den tödlichen Abstürzen zweier 737-Max-Jets hatten Staaten rund um den Globus im März 2019 ein Startverbot für den Flugzeugtyp verhängt. Nachdem Boeing an dem Modell Änderungen vorgenommen hatte, wurden diese Verbote zwar aufgehoben - zuletzt auch in China. Dennoch durfte der Hersteller weiterhin keine neuen Maschinen der Reihe mehr in das Land einführen.

Einem Medienbericht zufolge steht Boeing auch hier vor dem Durchbruch. Die chinesische Zivilluftfahrtbehörde CAAC habe eine notwendige Genehmigung dafür erteilt, hatte das Fachportal "The Air Current" in der Nacht zum Donnerstag berichtet. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es jedoch bisher nicht. Zudem muss jede Flugzeugauslieferung auch noch von der staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform freigegeben werden./stw/mis/jha/