Frankfurt/Shanghai/Taipeh (Reuters) - Der weltweit wertvollste Börsenkonzern Apple ist im Streit zwischen den USA und China zwischen die Fronten geraten.

Die Volksrepublik weitet laut einem Zeitungsbericht vom Freitag das Nutzungsverbot für iPhones auf Beschäftigte von Lokalregierungen und staatlichen Konzernen aus. Dadurch droht Apple ein wichtiger Absatzmarkt wegzubrechen, der bislang etwa 20 Prozent zum Umsatz des US-Techkonzerns beiträgt.

Gleichzeitig fordert der chinesische Rivale Huawei wenige Tage vor der erwarteten Vorstellung der nächsten iPhone-Generation mit neuen Smartphones heraus. Das Timing sei sicher kein Zufall, sagte Analyst Ivan Lam vom Research-Haus Counterpoint. Im Internet verbreiteten Tests zufolge lässt Huaweis Top-Modell "Mate 60 Pro+" beim Daten-Download die Konkurrenz hinter sich. Der Branchendienst TechInsights teilte zudem mit, dass die Geräte von einer neuen Chip-Generation aus chinesischer Produktion angetrieben werden.

"Der neue Kirin-Prozessor spielt auf einer Liga mit der westlichen Halbleiterentwicklung", erläuterte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. Offenbar hätten Huawei und der Zulieferer SMIC diesen Durchburch ohne westliche Unterstützung geschafft. Die USA hatten in den vergangenen Monaten den Export bestimmter Computerchips und Maschinen zu deren Herstellung eingeschränkt, um den technologischen und militärischen Aufstieg Chinas zu bremsen. Einige weitere westliche Staaten schlossen sich dem Embargo an. SMIC-Aktien legten an der Börse Shanghai ein knappes Prozent zu.

Die neuen Huawei-Geräte seien aber eher eine Bedrohung für chinesische Konkurrenten wie Honor als für Apple, wandte Analystin Nicole Peng vom Research-Haus Canalys ein. Neil Wilson, Chef-Analyst des Brokerhauses Finalto, teilte diese Einschätzung und bezeichnete den iPhone-Bann als das potenziell größere Problem. Er rechne zwar nicht mit einem Komplett-Verbot von iPhones. "Wir sollten die Sache unter dem Blickwinkel des weitergehenden Streits zwischen den USA und China sehen." Die Affäre werde Apple noch längere Zeit beschäftigen und den Umsatz nicht unerheblich beeinträchtigen.

Es gibt zwar keine offiziellen Angaben über die Zahl der Beschäftigten in staatlichen Behörden und Firmen in der Volksrepublik, Schätzungen der Bank of America zufolge könnte das Verbot den Verkauf von iPhones um bis zu zehn von bislang insgesamt 50 Millionen Einheiten jährlich drücken. Dies trifft Apple zu einer Zeit, in der der Absatz des Umsatzbringers in dem Land ohnehin schwächelt.

Apple-Aktien stabilisierten sich dennoch im vorbörslichen US-Geschäft am Freitag. In den vergangenen beiden Tagen hatten die Titel insgesamt mehr als sechs Prozent verloren, wodurch der Börsenwert des Konzerns um etwa 200 Milliarden Dollar schrumpfte. Asiatische Zulieferer wie Largan, SK Hynix oder Luxshare gaben zum Wochenschluss um bis zu vier Prozent nach. Europäische Anbieter von iPhone-Komponenten wie STM, BE Semiconductor oder AMS Osram büßten bis zu 1,6 Prozent ein.

(Bericht von Hakan Ersen, unter Mitarbeit von Mrinmay Dey, Brenda Goh und Ben Blanchard, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)