Frankfurt (Reuters) - Das Risiko steigender Zinsen hat die Stimmung am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag getrübt.

Der Dax verlor am Vormittag 0,2 Prozent auf 15.758 Punkte, der EuroStoxx50 gab 0,4 Prozent auf 4267 Zähler nach.

Die nach Handelsschluss in Europa veröffentlichten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank Fed hatten die US-Börsen stärker ins Minus gedrückt. Die Währungshüter sind sich demnach uneins über die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen. Während einige Teilnehmer auf die Risiken für die Wirtschaft hinwiesen, räumten die meisten Entscheidungsträger der Inflationsbekämpfung weiterhin Priorität ein. "Was die Aktienmärkte gar nicht mögen ist Ungewissheit", sagte IG-Marktstratege Christian Henke. "Gerade was das Thema Zinspolitik angeht, fehlen den Anleger weitere Details. Und auf diese könnten die Börsianer noch bis Ende September warten müssen."

Am Donnerstag stehen für die Anleger ansonsten US-Konjunkturdaten im Mittelpunkt. Neben den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe werden die Frühindikatoren und der Philly-Fed-Konjunkturindex erwartet.

DOLLAR AUF DEM VORMARSCH - NORWEGEN ERHÖHT ZINSEN

Spekulationen auf eine länger anhaltende Phase hoher Zinsen in den USA stärkten den Dollar. Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, zog um 0,1 Prozent auf 103,59 Punkte an. Damit stand er auf dem höchsten Stand seit neun Wochen. Der Euro lag bei einem Sechs-Wochen-Tief von 1,0861 Dollar.

Auch die Währungshüter in Norwegen stemmen sich mit Zinserhöhungen gegen die Teuerung. Die Zentralbank in Oslo hob den geldpolitischen Schlüsselsatz wie erwartet um einen viertel Punkt auf 4,0 Prozent an und deutete weitere Straffungen an. Die norwegische Krone büßte anfängliche Gewinne allerdings wieder ein. Händlern zufolge drückte der geringere Risikoappetit der Anleger auf den Kurs der Devise.

Bewegung gab es im europäischen Rüstungssektor: BAE Systems rutschten nach der Ankündigung eines milliardenschweren Zukaufs an der Londoner Börse um mehr als vier Prozent ab. Der europäische Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungssektor fiel im Zuge dessen um 1,3 Prozent. Der britische Verteidigungskonzern will das Luft- und Raumfahrtgeschäft der amerikanischen Ball-Gruppe für rund 5,55 Milliarden Dollar in bar kaufen. "Wir halten diesen Deal für gut geeignet, wenn auch etwas teuer", sagten die Analysten von Jefferies.

Verschnupft reagierten Anleger von Aegon auf einen Halbjahresverlust des Versicherers. Die Aktien sackten in Amsterdam um mehr als vier Prozent ab. Unter dem Strich verbuchte das Unternehmen in den ersten sechs Monaten einen Verlust von 199 Millionen Euro gegenüber einem Gewinn von 46 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Der schwedische Videospiele-Entwickler Embracer hielt die Investoren mit einem optimistischen Ausblick bei der Stange. Trotz eines etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Betriebsergebnisses für den Zeitraum April bis Juni stiegen die Aktien der Macher von "Tomb Raider" in Stockholm um 3,8 Prozent.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)