FRANKFURT (Dow Jones)--Das Jahr 2020 dürfte nach Einschätzung des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) infolge der Corona-Krise das schlechteste Autojahr seit 30 Jahren werden. Die 2,9 Millionen Pkw-Neuzulassungen, mit denen der VDIK dieses Jahr in Deutschland rechnet, wären der niedrigste Stand seit 1990, und 20 Prozent bzw rund 700.000 weniger neuzugelassene Pkw als 2019. Erwartet hatte der VDIK ursprünglich einen Rückgang um höchstens 250.000 Einheiten.

"Die Automobilmärkte müssen nie dagewesene Einbrüche verkraften", sagte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel beim Jahrespressegespräch. Auffällig ist laut dem VDIK die stark unterschiedliche Entwicklung im ersten und zweiten Halbjahr: Nach minus 35 Prozent in den ersten sechs Monaten kam es im zweiten Halbjahr mit minus 4 Prozent zu einer leichten Erholung.

"Ab Juli zog die Pkw-Nachfrage wieder spürbar an. Das lag erstens an der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung im dritten Quartal", erläuterte Zirpel. "Und zweitens hat die Mehrwertsteuersenkung bei den Privatkunden Wirkung gezeigt und den einen oder anderen Interessenten zum Kauf ermutigt."


   Neuzulassungen von Elektroautos und Plug-In-Hybriden verdreifachen sich 

Im Gegensatz zum Gesamtmarkt boomen Elektroautos und Plug-In-Hybride, ausgelöst vor allem von der so genannten Innovationsprämie. "Wir rechnen damit, dass 2020 über 350.000 batteriebetriebene Elektroautos, Plug-In-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge neu zugelassen werden", so Zirpel. "Der Zuwachs gegenüber 2019 beträgt sage und schreibe 220 Prozent." Der Anteil am Gesamtmarkt steige von knapp 3 Prozent im Vorjahr auf 12 Prozent.

Der VDIK schätzt zudem, dass in diesem Jahr voraussichtlich rund 350.000 Nutzfahrzeuge neu zugelassen werden, entsprechend einem Minus von 15 Prozent. Ähnlich wie bei den Pkw war auch hier der Rückgang der Zulassungszahlen im ersten Halbjahr mit minus 29 Prozent besonders stark.

Nach Einschätzung des VDIK könnte der deutsche Pkw-Markt im kommenden Jahr um 7 Prozent auf etwa 3,1 Millionen Neuzulassungen zulegen. "Für eine kräftigere Erholung sehen wir im Moment noch keine ausreichende Basis", erläuterte Zirpel. Die aktuelle Unsicherheit wegen Corona dürfte sich bis weit ins nächste Jahr hinein fortsetzen. Für den Nutzfahrzeugmarkt rechnet der VDIK 2021 mit etwa 370.000 Neuzulassungen, also einem Plus von 6 Prozent.

Der Boom der Elektromobilität dürfte von der Corona-Krise weiterhin unberührt bleiben, glaubt der VDIK. "Nächstes Jahr könnten in Deutschland 500.000 bis 600.000 Batterie-Elektroautos und Plug-In-Hybride neu zugelassen werden", prognostizierte Zirpel.

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December 03, 2020 06:58 ET (11:58 GMT)