Zürich (awp) - Beim Branchenverband Swissmem geht eine Ära zu Ende: Swissmem-Präsident Hans Hess zieht sich nach zehn Jahren im Amt von der Verbandsspitze zurück. Per 1. Januar 2021 soll der ehemalige Autoneum-Chef Martin Hirzel für ihn nachrücken.

Hess hatte im November 2010 die Nachfolge des zum Bundesrat ernannten Johann Schneider-Ammann angetreten. Gegenüber der Öffentlichkeit habe er schon bald "das Gesicht der MEM-Industrie" verkörpert, schrieb Swissmem in einer Mitteilung vom Freitag. Mit seinem unermüdlichen Einsatz, seiner integren Persönlichkeit und seiner klaren Haltung habe er das Image der Maschinen-, Elektro- und Metall-Branche (MEM) wesentlich geprägt.

Einerseits würdigte der Verband in der Mitteilung die Verdienste von Hess um politische Anliegen der Industrie. Besondere Aufmerksamkeit habe er der Sozialpartnerschaft geschenkt. Zudem habe er sich für eine international stark vernetzte Schweiz eingesetzt. Sein Engagement habe aber nicht nur die politische Wirkung des Verbandes verstärkte. Während seiner Mitgliedschaft sei die Zahl der Swissmem-Mitglieder von 950 auf aktuell 1'200 Firmen angewachsen.

Abgang lange geplant

Der Abgang von Hess fällt in eine Zeit grosser Herausforderungen für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Die Coronakrise dürfte heuer fast 40 Prozent der Unternehmen in die roten Zahlen drücken, wie Swissmem am Mittwoch berichtet hatte.

Wegen den behördlichen Lockdowns hätten fast die Hälfte Stornierungen von Aufträgen entgegennehmen müssen. Wichtige Absatzmärkte befänden sich zudem in der Rezession. Eine Pleitewelle fürchtet Hess gemäss den Aussagen vom Mittwoch nicht: Dank vernünftigen Polstern könnten die Unternehmen abwarten. Als Swissmem-Präsident hat Hess reichlich Krisenerfahrung: So fällt etwa die Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Jahr 2015 in seine Amtszeit.

Seine Entscheidung, das Präsidium abzugeben, hat er der Mitteilung zufolge allerdings bereits vor der aktuellen Pandemie getroffen: Der 65-jährige Hess habe den Swissmem-Vorstandsausschuss und den Vorstand im Herbst 2019 informiert, dass er sein Amt einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin übergeben möchte, schrieb Swissmem.

Verbandsinterne Lösung

Daraufhin machte sich der Verband auf die Suche. Eine Findungskommission habe in einem mehrstufigen Verfahren mit zahlreichen Kandidatinnen und Kandidaten Gespräche geführt, hiess es. Das Rennen machte schliesslich Hirzel. Der Vorstandsauschuss beschloss an der Sitzung vom Mittwoch einstimmig, diesen Wahlvorschlag zu unterstützen, hielt Swissmem fest. Die Wahl durch den Vorstand erfolge am 15. September.

Hirzel, der Jahrgang 1970 hat, war bis letztes Jahr Konzernchef des Autoindustriezulieferers Autoneum. Dieses Amt hatte er rund acht Jahre inne. Zuvor war Hirzel in diversen Positionen für den Textilmaschinenkonzern Rieter tätig, dessen Autokomponentensparte später Autoneum wurde. Zurzeit ist er Verwaltungsrat beim Maschinen- und Fahrzeugbauer Bucher Industries.

Mit Hirzel stehe eine Persönlichkeit zur Wahl, welche die Anliegen und Bedürfnisse der MEM-Industrie bestens verstehe, schrieb Swissmem. Durch seine Arbeit im Swissmem-Vorstand und Vorstandsausschuss verfüge er zudem über fundierte Kenntnisse des Verbandes und seiner Aktivitäten.

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