Rohöl knackte erstmals seit sieben Monaten die psychologisch wichtige Marke von 50 Dollar. Aktienanleger stimmte das optimistisch, da steigende Rohstoffpreise auf eine wachsende Weltwirtschaft hindeuten. Am ansonst ruhigen Feiertagshandel warf zudem eine Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen am Freitag ihre Schatten voraus. Von ihren Aussagen erhoffen sich Börsianer Hinweise auf den Zeitpunkt der lang erwarteten US-Zinserhöhung. Der Dax schloss den Handel mit einem Plus von 0,7 Prozent auf 10.273 Punkte. Der EuroStoxx50 stieg um 0,3 Prozent auf 3071 Zähler.

Die richtungsweisende Öl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich am Donnerstag um bis zu 1,5 Prozent auf ein Sieben-Monats-Hoch von 50,51 Dollar. US-Leichtöl WTI kostete in der Spitze mit 50,21 Dollar 1,3 Prozent mehr. Begünstigt wurde die Preiserholung durch Produktionsausfälle in Nigeria, Venezuela und den Waldbrand-Gebieten Kanadas. Zudem half ein etwas schwächerer Dollar. Zu Börsenschluss in Europa gaben die Ölpreise ihre Gewinne wieder ab und notierten knapp unter der 50-Dollar-Marke.

Experten sind skeptisch, ob sich die Ölpreisrally fortsetzt. "Als wir die Marke von 30 Dollar und die von 40 Dollar durchbrochen haben, haben wir noch echte Aufregung im Markt verspürt - aber jetzt sind wir in einer Situation, in der Investoren nicht glauben, dass die 50 Dollar nachhaltig gehalten werden können", sagte Analyst Tony Cross von Trustnet Direct. Nach Ansicht von Jonathan Barratt, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Ayers Alliance, führt der Preisanstieg auch dazu, dass es sich für Unternehmen wieder lohnt, Schieferöl mit Hilfe der aufwendigen und umstrittenen Fracking-Technik zu fördern. Dadurch werde das Angebot steigen und die Ölpreise könnten erneut unter Druck geraten.

BANCO POPULAR SCHOCKT MIT KAPITALERHÖHUNG

Gesprächsthema war an der Börse auch der Rekordkurssturz bei Banco Popular. Die Aktien des spanischen Geldhauses brachen nach der Ankündigung einer milliardenschweren Kapitalerhöhung um bis zu 26,9 Prozent ein. In den Sog gerieten die Titel anderer Banken in Italien und Spanien: Banco Popolare, UBI, Caixabank und Santander sackten um bis zu gut sieben Prozent ab. "Die Kapitalerhöhung bei Banco Popular zeigt, dass Banken der Euro-Zone noch immer einen Grund zur Beunruhigung liefern", sagte Atif Latif, Händler bei Guardian Stockbrokers.

Größter Gewinner im Dax war ThyssenKrupp mit einem Kursplus von 3,6 Prozent. Die Papiere profitierten von der Aussicht auf neue Strafzölle für Billig-Stahl aus China und einem positiven Analystenkommentar zu ArcelorMittal. Im MDax gewannen die Titel des Rivalen Salzgitter 3,8 Prozent.

INVESTOREN WENDEN SICH VON ABERCROMBIE & FITCH AB

Auf der anderen Seite des Atlantiks hielten sich Investoren vor der Yellen-Rede zurück. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte lag zu Handelsschluss in Europa 0,1 Prozent im Minus bei 17.829 Punkten. Unbeeindruckt blieben Börsianer von einem deutlichen Auftragsplus für langlebige Güter.

Für Enttäuschung sorgte Abercrombie & Fitch. Der Umsatz des Modekonzerns mit seinen Marken wie Hollister ging im vergangenen Quartal zum 13. Mal in Folge zurück, vor allem im Ausland liefen die Geschäfte schlechter. Die Papiere brachen um bis zu 17,5 Prozent auf ein Sechs-Monats-Tief ein.