Der Trend zu Elektrofahrzeugen und der Speicherbedarf für Solarenergie bescheren den Batterieproduzenten weltweit einen beispiellosen Boom.

Während Hersteller wie CATL aus China oder Samsung SDI und LG Chem aus Südkorea sich führende Positionen in der Branche gesichert haben, suchen europäische Rivalen noch ihren Platz auf dem milliardenschweren Markt. Im Kampf um Marktanteile in Europa zeichnet sich eine Arbeitsteilung ab: Das Massengeschäft mit Batteriezellen für E-Autos wird weitgehend den asiatischen Konzernen überlassen. Europäische Unternehmen sehen ihre Zukunft eher in Nischengeschäften mit Spezialbatterien - zum Beispiel die Firma Sunlight aus Griechenland, InoBat aus der Slowakei oder Innolith aus der Schweiz.

Europa könne immer noch die Heimat führender Batteriehersteller werden, sagt Sunlight-Chef Lampros Bisalas. "Wir müssen nur rennen und aufholen und innovativer sein als die anderen." Sunlight ist der weltgrößte Produzent von Bleiakkus für Gabelstapler und fahrerlose Transportfahrzeuge für Industrie und Logistikunternehmen. Wie andere wendet sich der griechische Konzern der moderneren Lithium-Technologie zu und will sich auf Lithium-Eisenphosphat-Zellen spezialisieren. Diese eignen sich besonders für kurze Einsätze mit häufigen Unterbrechungen und werden deshalb in Gabelstaplern, Lokomotiven und Robotern verwendet. "Diese Märkte haben ein Volumen von mehreren Milliarden Dollar", sagt Bisalas. "Dort sehen wir eine große Chance, weil sich andere Lithium-Ionen-Hersteller auf Elektrofahrzeuge konzentrieren."

VORTEIL EUROPA

Branchenexperten zufolge werden Batterien künftig längere Lebensdauer, kürzere Ladezeit, größere Sicherheit und umweltschonendere Herstellung bieten müssen als heute. Bei den künftigen Technologien könnten die Karten auf dem Markt neu gemischt werden. "Damit kann Europa sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber China verschaffen", sagt etwa Analyst Mitalee Gupta vom Marktforschungsunternehmen Wood Mackenzie. So produziert der Schweizer Hersteller Innolith Zellen, die weniger Kobalt benötigen als Konkurrenzprodukte und damit preisgünstiger mehr Energie speichern können. "Wir können nicht einfach die Technologie aus China oder Südkorea abkupfern", sagt Innolith-Chef Konstantin Solodovnikov.

China beherbergt derzeit 80 Prozent der globalen Produktion von Lithium-Ionen-Zellen, also derjenigen Batterietechnologie, die in den meisten Elektrofahrzeugen verwendet wird. Der Löwenanteil der Batteriezellen für europäische Autobauer kommt in den nächsten fünf Jahren von asiatischen Unternehmen, zu denen auch Panasonic und SK Innovation zählen. Doch Europa will aufholen. Um den Klimaschutz voranzutreiben und die Abhängigkeit von Importen zu verringern, fördert die EU die Branche seit 2017 im Rahmen einer Batterie-Allianz. Aus einem 550 Milliarden Euro großen Topf für klimaschonende Technologien will die EU ein gutes Dutzend Batterieprojekte auf dem Kontinent unterstützen.

Als einziger europäischer Anbieter scheint Northvolt gerüstet, es bei der Massenproduktion mit den asiatischen Riesen aufnehmen zu können. Der schwedische Konzern hat sich vorgenommen, innerhalb der nächsten Dekade ein Viertel des europäischen Batteriemarktes zu beherrschen. Das erste Werk soll im kommenden Jahr in Schweden eröffnet werden, gefolgt von einer weiteren Fabrik, die Northvolt 2024 gemeinsam mit VW in Salzgitter in Betrieb nehmen will. "In diesem Markt zählt Größe", sagt Northvolt-Managerin Emma Nehrenheim.

KLEIN ABER FEIN

Um einem ruinösen Preiskampf mit den asiatischen Riesen zu entgehen, suchen Batterie-Startups ihr Heil in Speziallösungen. Ein Beispiel ist der slowakische Hersteller InoBat Auto, hinter dem der tschechische Energieversorger CEZ und der US-Anbieter Wildcat Discovery Technologies stehen. Nicht Massenware von der Stange, sondern maßgeschneiderte Batterien für teure Autos, darin sieht Firmenchef Marian Bocek seine Nische: "On-demand Batterien für Hochleistungsfahrzeuge, die nicht zu den LG Chems oder SK Innovations dieser Welt gehen können." In der Slovakei - in der Nähe der Werke von Peugeot, Kia und Jaguar - zieht InoBat eine Fertigung hoch.

Zu den aufstrebenden Spezialisten der Branche zählt auch der schwäbische Hersteller Varta, dessen Geschichte bis 1887 zurückreicht. Während der Name einst die Abkürzung für das Geschäft mit "Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren" auf Blei-Basis war, profitiert Varta heute vom Smartphone-Boom. In den kabellosen Minikopfhörern für Handys von Apple und Samsung stecken oft Lithium-Ionen-Akkus des Konzerns. Auch Haushaltsbatterien und Hörgeräte-Knopfzellen gehören zum Sortiment.

Andere hingegen blieben auf der Strecke. Das deutsche Start-up TerraE kündigte 2017 den Aufbau einer Gigafactory in Deutschland bis Ende 2019 an. Doch aus der milliardenschweren Investition wurde nichts. Die auf Batteriesysteme spezialisierte Firma BMZ Group aus Unterfranken übernahm TerraE 2018. Das bislang nur auf dem Reißbrett stehende Projekt Zellfertigung liegt auf Eis, wie Marketing-Chef Christian Adamczyk sagt: "Momentan ist es nicht möglich, das notwendige Investitionsvolumen und die Manpower aufzubringen." Daimler und Evonik stellten 2015 eine gemeinsame Fertigung von Batteriezellen ein, weil die Stückzahlen zu gering und damit die Kosten zu hoch waren.