Frankfurt (Reuters) - Trotz anhaltender Konjunktursorgen haben sich Europas Börsen mit einem kleinen Gewinn ins Wochenende gerettet.

Dabei brach die Stimmung in den deutschen Unternehmen im März infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine noch stärker ein als befürchtet. Der Dax ging am Freitag dennoch 0,2 Prozent höher bei 14.305 Punkten aus dem Handel, der EuroStoxx50 rückte 0,1 Prozent vor. Die US-Börsen zeigten sich wenig entschlossen und verbuchten vor allem im Tech-Sektor Verluste.

Die Hoffnung auf eine vermittelnde Rolle Chinas im Ukraine-Konflikt stützte die Kurse, nachdem Chinas Präsident Xi Jinping und der britische Premierminister Boris Johnson sich zu dem Thema ausgetauscht hatten. In dem Telefonat habe Xi eine konstruktive Rolle zugesagt, um die Ukraine und Russland zu Friedensverhandlungen zu bewegen, berichten staatliche chinesische Medien. Die deutschen Unternehmen rechnen indes mit harten Zeiten: Das Barometer für das Ifo-Geschäftsklima fiel im März auf 90,8 Punkte nach 98,5 Zählern im Februar. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 94,2 gerechnet. Energiekosten, Lieferkettenproblematik und wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie belasteten, konstatierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.

ÖLMARKT IM WECHSELBAD DER GEFÜHLE

Eine Berg- und Talfahrt gab es bei den Ölpreisen. Die Nordseeöl Brent drehte ins Plus und stand 1,2 Prozent höher bei 120,51 Dollar je Barrel, nachdem die Huthi-Rebellen im Jemen einen umfangreichen Luftangriff auf Saudi-Arabien gestartet hatten. In der Hafenstadt Dschidda am Roten Meer sind nach Angaben eines Militärsprechers Industrie-Anlagen des Öl-Konzerns Aramco getroffen worden. "Wir sehen Unruhen in Russland und der Ukraine und jetzt sehen wir sie erneut bei Saudi-Arabien, und wenn wir weiterhin Angriffe auf beide Gebiete sehen, möchte niemand im Moment auf sinkende Ölpreise setzen", sagte Rohstoffexperte Dennis Kissler vom Broker BOK Financial. "Die Vorräte sind knapp."

Zuvor hatten sich die Preise um mehr als drei Prozent nach unten bewegt. Da sich die EU auf ihrem Gipfeltreffen nicht auf einen Einfuhrstopp für russisches Öl verständigt habe, habe das die Sorgen über eine weitere Angebotsverknappung vorübergehend gelindert, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Auch längerfristige Ausfälle kasachischer Öllieferungen wurden weniger wahrscheinlich. Nach Sturmschäden lief die Verladung im russischen Schwarzmeer-Hafen Noworossijsk teilweise wieder an.

CHIPWERTE IM AUFWIND

Am Aktienmarkt zählte der Chipsektor zu den Favoriten. Aktien von Infineon legten im Dax 2,4 Prozent zu, STMicroelectronics an der Mailänder Börse 0,7 Prozent. Die Analysten von Moody's schrieben in einem Kommentar, sie erwarteten vorerst keine zusätzlichen Produktionsunterbrechungen aufgrund rückläufiger Neon-Lieferungen aus der Ukraine. Neongas wird unter anderem für Laser benötigt, die bei der Herstellung von Chips zum Einsatz kommen.

Für ein Kursfeuerwerk im SDax sorgten Eckert & Ziegler, die sich um 11,7 Prozent verteuerten. Die Berliner Medizintechnikfirma hat nach einem Gewinnsprung ihre Dividende angehoben und will ihren Wachstumspfad 2022 fortsetzen.

An der Londoner Börse schickte eine verpasste Zahlung fälliger Zinsen Petropavlovsk auf Talfahrt. Die in London notierten Aktien des Betreibers russischer Goldminen fielen um rund 16 Prozent. Weil die Aktiva des Hauptgeldgebers Gazprombank im Rahmen der westlichen Sanktionen gegen Russland eingefroren wurden, kann das Unternehmen nach eigenen Angaben die im Tagesverlauf fälligen 560.000 Dollar nicht zahlen.