FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach der Impfstoff-Euphorie kehrt mit den rasant steigenden Corona-Fallzahlen etwas mehr Ernüchterung ein. Im Handel mit Corporate Bonds sind Papiere von Mutares, Noratis und Semper punktuell gefragt. Neue 6,5 Prozent-Anleihe von Greencells in der Zeichnung.

20. November 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach der Euphorie über womöglich bald verfügbare hochwirksame Corona-Impfstoffe scheinen sich Anleger nun eher mit den rasant steigenden Fallzahlen und damit verbundenen Risiken zu beschäftigen. "Sichere Häfen wie Bundesanleihen sind gesucht", beschreibt Arthur Brunner von der ICF Bank den Wochenverlauf. "Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank von minus 0,47 auf minus 0,57 Prozent."

Euro-Bonds aus Peking erstmalig mit Negativertrag

Im Rahmen von drei Euro-Neuemissionen brachte die chinesische Regierung eine fünfjährige Staatsanleihe erstmals mit einer Minusrendite von 0,125 Prozent auf den Markt. Die Nachfrage der institutionellen Investoren war Brunner zufolge riesig. "Das Papier war mehr als siebenfach überzeichnet." Für die Bonds mit Laufzeiten von zehn und 15 Jahren hätten die Bestellungen das Angebot um gut das Dreifache übertroffen. Chinas Wirtschaft erhole sich von der Pandemie schneller als in anderen Teilen der Welt. Hinzu komme, dass Peking in Europa eher selten aktiv und das Angebot deshalb überschaubar sei.

Suche nach Schnäppchen

Im Handel mit Unternehmensanleihen sieht Brunner vor dem Hintergrund guter Nachrichten oder erkennbar positiver Entwicklungen punktuelles Kaufinteresse. Zu den Favoriten zählt der die ICF Bank eine bis Februar 2024 laufende, 50 Millionen Euro schwere Mutares-Anleihe (WKN A254QY) mit variablem Zinssatz. Nach 95,75 Prozent am Montag notiert das Papier derzeit um 98,5 Prozent. Das Unternehmen plane die Basisausschüttung von einem Euro je Aktie und stelle darüber hinaus eine Performance-abhängige Dividende in Aussicht.

Zwischenzeitlichen Zuspruch gebe es für eine neue, fünfjährige Noratis-Anleihe (WKN A3H2TV) mit einem Kupon von 5,5 Prozent. "Der Bond notiert derzeit über 105 Prozent."

Semper beliebt

Gregor Daniel verbucht reges Interesse an Bonds von Semper idem Underberg. Gefragt seien ein mit jährlich 4,0 Prozent verzinster Wert (WKN A2YPAJ) des deutschen Spirituosenherstellers mit Fälligkeit in 2025 und eine bis 2024 laufende Anleihe (WKN A2LQQ4) mit einem Kupon von 4,0 Prozent. "Verkäufe treffen häufig direkt wieder auf Kaufinteresse", informiert der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank, der die Renditen der Papiere als vergleichsweise attraktiv beschreibt.

Behrens-Bond erholt sich ein wenig

Nach dem Absturz von 80 auf nahezu 10 Prozent sieht Brunner Käufer in der 20 Millionen Euro schweren Anleihe der insolventen Joh. Friedrich Behrens AG (WKN A2TSEB). Der Kurs des Papiers stieg auf gut 21 Euro. Nachdem das Umtauschangebot für die am 11. November fälligen Anleihe (WKN A3H2SM) nicht den gewünschten Erfolg brachte, will sich das Unternehmen nun in Eigenverwaltung sanieren.

Neues Angebot von Greencells

Seit Montag bis voraussichtlich 8. Dezember kann eine Anleihe der Greencells GmbH (WKN A289YQ) über die Börse Frankfurt gezeichnet werden. Über den fünfjährigen besicherten Bond plant der Entwickler von Photovoltaik-Projekten die Aufnahme von bis zu 20 Millionen Euro und bietet Anlegern dafür jährlich 6,5 Prozent. Die Mindestanlagesumme beträgt 1.000 Euro. Mit den Erlösen soll laut Greencells unter anderem der Erwerb fast baureifer Projektrechte und der Ausbau des Projektentwicklungsgeschäfts einer Schwestergesellschaft finanziert werden.

von: Iris Merker

20. November 2020, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)