FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zertifikate-Anleger erwarten tendenziell wieder anziehende Goldpreise. Bei den Einzelwerten stehen Apple, Bayer und Varta im Mittelpunkt.

16. Oktober 2020. Frankfurt (Börse Frankfurt). Stockende Brexit-Verhandlungen, näher rückende US-Wahlen, schwindende Chancen auf ein weiteres US-Hilfspaket vor dem Urnengang und allerorts steigende Corona-Infektionszahlen bestimmen Händler zufolge das Bild im Zertifikate-Handel. "Wir sehen nachrichtengetriebene größere Schwankungen an den Finanzmärkten", beschreibt Simon Görich von der Baader Bank die allgemeine Lage.

Gold bewegt die Gemüter

Auch Artikel und Meinungen zu Gold finde man derzeit dauernd in den Medien. "Folglich wird das Edelmetall als Basiswert am Derivatemarkt stark nachgefragt." Zu den meist gehandelten Produkten zählt Görich ein Partizipations-Zertifikat auf Gold (WKN DB0SEX) mit Währungsabsicherung zum US-Dollar, das von steigenden Preisen profitiert. Mittels eines rege gehandelten Optionsscheins auf Gold (WKN GC1311) mit einer Knock-out-Schwelle von 1.581 US-Dollar positionierten sich kurzfristig orientierte Anleger ebenfalls Long.

Wie hoch die Nachfrage nach Gold ist, verrät ein Blick auf die Zertifikate-Monatsstatistik der Börse Frankfurt. Xetra Gold (WKN A0S9GB) und Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G) belegen Platz eins und zwei, das db Physical Gold-Produkt (WKN A1E0HR) gehört immerhin zu den Top 10 der beliebtesten Derivate. Der Goldpreis gab auf Monatssicht von 1.959 auf 1.895 US-Dollar pro Feinunze nach und war im Tief für 1.863 US-Dollar zu haben. Derweil sagen viele Analysten eine rosige Zukunft für Gold voraus.

Bullish für Apple und Bayer

Für Manuel Tulezi von der ICF Bank hatten die vergangenen Wochen viel von einer Show des amerikanischen Präsidenten. "Gefühlt fiel der Name Trump in den Medien häufiger als Brexit." Ebenfalls viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen habe Apple rund um die Präsentation der vier neuen iPhone-Modelle. Käufer eines Calls auf Apple (WKN TT2LVB) scheinen von den Produkten angetan. Marktbeobachter bewerten unter anderem die künftige Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen iPhone Displaygrößen sowie die wettbewerbsfähigen Preise als positiv.

Die Verluste der Bayer-Aktie sind nach Meinung Tulezis für viele Anleger ein gefundenes Fressen. Rege gehandelt würde ein Optionsschein auf Bayer (WKN HX6R2L), der wertlos wird, falls der Basiswert bei Ausübung unter einen Preis von 55 Euro notiert. Nach der Gewinnwarnung Anfang Oktober brach die Bayer-Aktie rund 13 Prozent ein und bewegt sich seitdem zwischen 43 und 47 Euro.

Varta Fokus auf E-Mobilität überzeugt

Varta zählt bei Tulezi einmal mehr zu den beliebtesten Einzelwerten. Beispielhaft nennt der Händler ein gefragtes Derivat auf den Batteriehersteller (WKN TT2YY0) mit einer Knock-Out-Schwelle von 102,022 Euro. Das deutsche Unternehmen mit Sitz in Ellwangen profitiere als Zulieferer für Apple vom Trend Richtung kabellose Kopfhörer mit wieder aufladbaren Lithium Ionen Knopfzellen-Akkus. Varta erkenne zudem für das Unternehmen Potenzial in der wachsenden Elektromobilität.

Börsenumsätze mit Zertifikaten steigen kräftig

Der Handel mit Zertifikaten gewann im September übrigens deutlich an Dynamik. Börsenumsätze mit strukturierten Wertpapieren kommen laut Derivateverband auf knapp 4,7 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vormonat entspreche das einem Plus von 12,4 Prozent. Sowohl Hebel- als auch Anlage-Zertifikate profitierten demnach von der Umsatzsteigerung. Besonders kräftige Zuwächse gebe es in den Kategorien Discount- und Bonus-Zertifikate, die jeweils um 13,6 und 19,7 Prozent zugelegt hätten. Hingegen habe sich das Ordervolumen bei Index- bzw. Partizipations-Zertifikaten um minus 8,1 Prozent verringert. Bei den Hebelprodukten sei das Volumen der ausgeführten Kundenorders um 13,6 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro angestiegen.

Indizes als Basiswerte zählten mit stark überdurchschnittlichen Zunahmen im September zu den klaren Gewinnern. Dem gegenüber hätten sich Anleger deutlich weniger als im August für Rohstoffe und Währungen interessiert. Basis der Erhebungen sind dem Verband zufolge die Derivate-Umsätze an den Börsen Frankfurt und Stuttgart, die Ende September insgesamt 429.007 Anlage- und 1.093.726 Hebelprodukte gelistet hätten.

von: Iris Merker

16. Oktober 2020, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)