Zürich (awp) - Die Corona-Pandemie hält den Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch fest im Griff. Angesichts der stark steigenden Zahl an Neuinfektionen greift laut Händlern die Angst vor einem zweiten Lockdown und den damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft um sich. Dazu kommt die Unsicherheit über den Ausgang der US-Wahlen und ob danach schnell ein von allen Seiten akzeptiertes Ergebnis feststeht. Viele Länder verschärfen derweil die Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und ein neuerliches Herunterfahren des öffentlichen Lebens gilt als fast so gut wie sicher.

"Noch nicht sicher ist, wie umfassend der Lockdown sein wird", sagte ein Händler. Damit sei eine rasche Erholung wohl eher unwahrscheinlich. Es könne zwar immer wieder leichte Gegenbewegungen an den Märkten geben. "Aber vor den US-Wahlen werden wir keine nachhaltige Erholung mehr sehen", meinte e. Anderseits dürfte sich der Markt nun aber allmählich stabilisieren. "Für einen richtigen Sell off fehlt der Auslöser", so der Händler. Das Geschäft verlaufe angesichts des doch deutlichen Kursrückgangs nicht sehr aktiv. Auch die Umsätze seien deutlich geringer, als dies eigentlich zu erwarten wäre.

Der SMI notiert nach einem Tagestief im Frühhandel bei 9'679 Punkten - dem tiefsten Stand seit Mai - um 11.10 Uhr um 1,31 Prozent tiefer auf 9'757,95 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, verliert 1,77 Prozent auf 1'499,91 und der umfassende SPI 1,35 Prozent auf 12'170,37 Zähler. Sämtliche 30 SLI-Werte geben nach. Das Angstbarometer der Börse, der Volatilitätsindex VSMI, zieht um deutliche 12,6 Prozent an und verdeutlicht damit die Nervosität im Markt.

An der Spitze der Blue-Chips-Verlierer stehen Straumann (-7,7%) nach eigentlich recht guten Quartalszahlen. Der Dentalimplantat-Hersteller hat nach zwei Quartalen nämlich wieder zu Wachstum zurückgefunden. Die heutigen Gewinnmitnahmen könnten laut Händlern damit zusammenhängen, dass die Gesellschaft trotz der eindrücklichen Erholung weiterhin keinen Ausblick macht. So befürchten etwa die Experten von Berenberg, dass die Erholung im dritten Quartal nur kurzlebig sein wird.

Dahinter folgen Zykliker wie Adecco (-5,5%), AMS (-4,6%), LafargeHolcim (-3,4%), Clariant (-3,3%) sowie die Luxusgüterwerte Richemont (-2,9%) und Swatch (-2,6%). Die Finanzwerte Swiss Life (-3,7%), Credit Suisse (-2,7%), UBS (-2,2%) und Julius Bär (-2,5%) büssen ebenfalls klar an Terrain ein.

Am anderen Ende stehen Givaudan (-0,2%) und Swisscom (-0,7%) mit relativ bescheidenen Abgaben. Besser als der Markt halten sich auch die Aktien von Logitech (-1,0%). Der Hersteller von Computerzubehör gilt dank seiner vielen Gadgets als einer der Gewinner des Lockdowns.

Vergleichsweise wenig verlieren zudem Lonza (-1,0%) und Nestlé (-0,7%). Der Nahrungsmittelkonzern hat in den ersten neun Monaten unter anderem dank eines florierenden Online-Geschäfts gut abgeschnitten.

Nur geringe Verluste gibt es auch bei Roche (-0,6%), während Novartis um 1,2 Prozent fallen. Händler sprechen von Umschichtungen aus Novartis in Roche, nachdem das von Novartis am Vortag präsentierte Ergebnis nicht gut aufgenommen worden war.

Im breiten Markt steigen Molecular Partners um 25 Prozent. Das Unternehmen arbeitet zusammen mit Novartis an DARPin-Therapien gegen COVID-19.

Ebenfalls deutlich höher stehen Zur Rose (+3,0%). Die Versandapotheke zählt ebenfalls zu den Corona-Gewinnern und wird im Vergleich zu Rivale Shop Apotheke als günstiger bewertet beurteilt. Komax (+3,2%) rückt ebenfalls deutlich vor. Mainfirst hat die Aktie des Maschinenbauers von der Verkaufsliste genommen und stuft sie nun mit "Hold" ein.

Die Aktien von Implenia steigen derweil 2,9 Prozent und machen damit einen geringen Teil des Vortagsabsturzes um gut 22 Prozent wett. Der Baukonzern richtet sich komplett neu aus und stellte für das laufende Jahr ein negatives Ergebnis in Aussicht.

pre/uh