PARIS/LONDON (awp international) - Europas Börsen haben am Freitag überwiegend leicht zugelegt. Allerdings kam nach dem bereits recht impulslosen Vortag zunächst auch am letzten Handelstag der Woche kaum grössere Bewegung in den Markt - es fehlte der Stimmungsgeber Wall Street. Die US-Börsen hatten feiertagsbedingt am Donnerstag geschlossen und werden nun nur zu einer verkürzten Handelssitzung starten. "Ohne die Wallstreet, dem weltweit wichtigsten Impulsgeber von der anderen Seite des Atlantiks, dürften viele Händler gerade vor dem Wochenende den Handel von der Seitenlinie aus beobachten", sagte Marktbeobachter Timo Emden.

Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 , der dank der November-Rally das höchste Niveau seit Ende Februar erreicht hat, legte um 0,26 Prozent auf 3520,18 Punkte zu. In Paris rückte der Leitindex Cac 40 um 0,40 Prozent vor auf 5589,06 Punkten. Der britische FTSE 100 gab dagegen knapp ein halbes Prozent auf 6331,79 Zähler nach.

Europaweit waren am vor allem Technologieaktien weiterhin besonders gefragt, die zuletzt vor allem von guten Vorgaben aus den USA profitiert hatten. Dagegen stand die von den Lockdown-Beschränkungen in Mitleidenschaft gezogene Reisebranche unter Druck, noch deutlicher gaben Versicherer nach.

Während die Corona-Fallzahlen weltweit weiter dramatisch steigen und sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone merklich eintrübt, drückten nach Einschätzung von Börsianern auch Meldungen aus der Impfstoffforschung auf die Risikofreude der Anleger. Denn die am Montag veröffentlichten Ergebnisse der Tests von Astrazeneca zu seinem Impfstoff sorgen inzwischen für Verwirrung und Kritik von Experten. Nun erwägt der Konzern laut Unternehmenschef Pascal Soriot eine weitere Studie, um mehr Klarheit zu bekommen.

Der Konzern hatte berichtet, dass bei den Probanden in einer Untergruppe eine Wirksamkeit des Impfstoffs von 90 Prozent erreicht worden war, wenn diese zunächst eine halbe Dosis und einen Monat später eine ganze erhalten. Dass dieses Prozedere überhaupt angewendet wurde, war womöglich aber nur einem Versehen geschuldet, wie sich inzwischen herauskristallisiert. Bei Patienten, die zwei volle Dosen bekamen, war hingegen nur eine deutlich geringere Wirksamkeit gemessen worden, sodass die Forscher unter dem Strich einen 70-prozentigen Schutz errechneten AstraZeneca-Aktien blieben seit der Präsentation der Ergebnisse im Sinkflug und standen auch am Freitag weiter unter Druck - der Kurs gab zuletzt um knapp ein Prozent nach.

In Spanien brachen unterdessen nach der geplatzten Übernahme durch die BBVA die Aktien der Banco de Sabadell zeitweise um fast ein Fünftel ein - zuletzt betrug das Minus noch knapp 13 Prozent, womit die Gewinne der vergangenen zwei Handelswochen ausradiert sind. Die beiden Banken hatte Mitte November mit ihren Fusionsverhandlungen begonnen, konnten sich aber nicht auf einen Preis einigen. Die Anleger der BBVA wiederum hiessen die Nachricht willkommen: Das Papier kletterte mit mehr als zweieinhalb Prozent Kursplus auf den höchsten Stand seit Anfang März.

Daneben bewegten Analystenstimmen: Pernod Ricard verteuerten sich an der Spitze im EuroStoxx 50 um rund eineinhalb Prozent. Die Experten der US-Bank Morgan Stanley hatten sich zuvor positiv zum Sektor geäussert und diesen als "attraktiv" hochgestuft. Zudem sprachen sie eine Kaufempfehlung für den französischen Spirituosenhersteller und den britischen Wettbewerber Diageo aus. Letzterer behauptete sich in London mit einem hauchdünnen Kursplus im geschwächten Gesamtmarkt./tav/mis